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Polar Music Prize 2022 Ensemble Intercontemporain wird ausgezeichnet

Er zählt zu den wichtigsten Musikpreisen der Welt: der Polar Music Prize. Patti Smith hat ihn schon. Keith Jarrett auch. Genauso wie Anna Netrebko. Dieses Jahr darf sich ein ganzes Ensemble über die Auszeichnung freuen. Und ein problematischer Altrocker.

Bildquelle: Elisabeth Schneider

Seit 30 Jahren gibt es ihn nun, den schwedischen Polar Music Prize. Paul McCartney durfte sich als erster über die Auszeichnung freuen. Und nach ihm einige Popgrößen: Ray Charles ist darunter, Bob Dylan, Björk – aber auch "Klassiker" wie Renée Fleming, Yo-Yo Ma oder Anna Netrebko. Vegeben wird der Preis nämlich in beiden Sparten: Pop und Klassik.

Ensemble Intercontemporain wird prämiert

So auch in diesem Jahr. Wobei in der Klassiksparte gleich mehrere Musikerinnen und Musiker prämiert werden, 31 um genau zu sein, sämtlich Mitglieder des französischen Ensemble Intercontemporain. Ein Klangkörper spezialisiert auf die Aufführung zeitgenössischer Musik. Gegründet wurde er 1976 vom Komponisten Pierre Boulez (der den Polar Music Prize schon 1996 bekam).

Stradivari der modernen Musik
Jury des Polar Music Prize über das Ensemble Intercontemporain

Zahllose Uraufführungen hat das Solistenensemble seitdem gestemmt – unter wechselnden Chefdirigentinnen und -dirigenten. Momentan steht der Deutsche Matthias Pintscher am Pult. Das Ensemble Contemporain sei ein bahnbrechendes Kollektiv, das dazu beigetragen habe, die Grenzen der modernen klassischen Musik zu verschieben – so begründete Marie Ledin, Direktorin des Preises, in Stockholm die Entscheidung der Jury.

Auch Iggy Pop erhält den Polar Music Prize

US-Rockikone Iggy Pop | Bildquelle: picture-alliance/dpa Noch begründungsbedürftiger erscheint die Entscheidung für den zweiten Preisträger dieses Jahres: US-Rockikone Iggy Pop. Das Preiskommitee glorifiziert ihn in seiner Mitteilung als absolut einzigartigen Künstler, der personifiziere und verkörpere, worum es in der Rockmusik gehe.

Damit bedient die Jury ein Rockmusik- und Künstlerklischee, das spätestens seit #MeToo heftig in der Kritik steht. Unter anderem deshalb, weil damit sexuelle Grenzüberscheitungen gerechtfertigt werden – wie (nicht nur) das Beispiel Iggy Pop zeigt. Anlässlich des Erscheinens der ersten großen Iggy-Pop-Biografie urteilte etwa der Guardian, das Buch beinhalte "fast jedes Laster, das man sich in einer Rock-Biografie wünschen kann: Exhibitionismus, Sex mit Minderjährigen, Selbstverstümmelung, psychische Störungen, Drogenmissbrauch, Untreue, Betrug, Gewalt und Tod."

Iggy Pop ist einzigartig. Es gibt niemanden wie ihn.
Marie Ledin

Geschadet hat das Iggy Pop augenscheinlich nicht. Der Polar Music Prize strickt jedenfalls fröhlich weiter an der Rock-Legendenbildung. Weise ist das nicht. Woke auch nicht.

Sendung: "Leporello" am 8. Februar ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK