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Der Schauspieler und Chansonnier Michael Heltau "Ich habe ein Talent zum Genießen"

Ganz am Anfang seiner Karriere standen Filme mit Romy Schneider und Marianne Koch. Fast wäre er der Dr. Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik geworden. Sein wirkliches Interesse galt aber sowieso immer dem Theater. Der Schauspieler Michael Heltau blickt zurück auf ein glückliches Leben im Scheinwerferlicht.

Bildquelle: BR/Telepool GmbH/Reinhard Werner

Michael Heltau, Jahrgang 1933, geht als Wiener durch, aber österreichischer Staatsbürger ist der gebürtige Ingolstädter erst seit 1968. Aufgewachsen ist er bei seinen Urgroßeltern, dann zog die Familie ins Salzkammergut. In der Folge ging es munter hin und her zwischen Deutschland und Österreich: Abitur in Ingolstadt, dann erfolgreich absolviertes Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Erste kleinere Rollen folgten, zum Beispiel im Film "Kabarett", bei dem Willi Forst Regie führte. Als er den viele Jahre später auf der Straße wiedertraf, war Heltau als Moderator der Sendung "Liedercircus" im ZDF gut im Geschäft. "Mit Ihnen hat das so gut angefangen", sagte Heltau seinem einstigen Idol. Forst antwortete: "Ja, mein Lieber. Aber mein Stil hat jetzt Pause".

Ein Leben ohne Theater?

Liedercircus: Michael Heltau (r.) zusammen mit seinen Gästen, der Nuova Compagnia di Canto popolare,1981 | Bildquelle: picture-alliance / Keystone

Später holte ihn Fritz Kortner ans Münchner Residenztheater. Und auch hier waren die Begegnungen mit anderen Menschen für Heltau das Wichtigste: "Ich habe nie an diesem Beruf wirklich geklebt. Ich könnte natürlich ohne Theater leben. Aber es ist etwas Wunderschönes." Auch wenn er hart arbeitete und sich immer gründlich vorbereitete – nach Anstrengung durfte es seiner Meinung nach nie aussehen: "Ich sehe in meinem Metier nicht gerne, dass es eine Anstrengung ist. Ich weiß, das Publikum hat es sehr, sehr gern, wenn es auch auf der Bühne Schweiß und Plage sieht. Mir ist das ein bisschen unangenehm."

Freundschaft mit Jacques Brel

Schließlich lernte Michael Heltau nach einem Theater-Gastspiel in Antwerpen in einem Kaffeehaus den belgischen Chansonnier Jacques Brel kennen: "Er fragte mich, ob ich auch Chansonnier sei. 'Nein, ich bin Schauspieler' antwortete ich, da sagte er auf Holländisch: 'Ik ook'. Er hatte bis dahin noch nie gespielt. Ob ich denn gar nichts mit Musik anfangen könne, wollte er wissen. Und dann sagte er, es wäre doch gut, wenn ich seine Sachen singen würde. Das hab ich dann gemacht." Aus diesem Treffen entstand eine enge Freundschaft, später übertrug Jaques Brel Michael Heltau die Exklusivrechte für die deutschsprachige Interpretation seiner Chansons.

Die erste Schallplatte

1972 inszenierte Udo Jürgens im Theater an der Wien das Musical "Helden, Helden". Heltau bekam die Rolle des Schweizer Artillerie-Hauptmanns Bluntschi und sang sich in die Herzen des Publikums. Daraufhin meldete sich die Deutsche Grammophon und wollte eine Platte mit ihm machen. Seine Bedingung: "Sechs neue Lieder auf der einen Seite der Schallplatte und die andere Hälfte sind sechs Jaques Brels. Und die waren der Renner.“

Schwarzwaldklinik? Nein, danke!

Fast wäre Michael Heltau Fernseharzt geworden. Der Film- und Fernsehproduzent Wolfgang Rademann fragte ihn eines Tages, ob er die Rolle des Dr. Brinkmann in einer neuen Fernsehserie namens "Die Schwarzwaldklinik" übernehmen wolle. Doch Heltau sträubte sich: "Wir führten zwei lange Gespräche. Ich mochte Rademann unendlich gerne, sein Berliner Humor war fabelhaft. Er meinte: 'Wir reden noch einmal und wenn du ein gutes Argument hast, dann bleiben wir Freunde'. Ich sagte ihm dann: 'Ich kann nicht ein Jahr lang den Leuten den Puls messen und das passende Gesicht dazu machen'." Rademann schluckte die Absage respektvoll: "Das ist ein Hund".

Auf der Opernbühne

Auch auf der Opernbühne fühlte sich Michael Heltau wohl. Zum Beispiel als Bassa Selim in Mozarts "Entführung aus dem Serail" in der Inszenierung von Giorgio Strehler 1974 bei den Salzburger Festspielen: "Ich war in den schönsten Opernhäusern Italiens mit wechselnden Besetzungen, aber Strehler hat Wert darauf gelegt, dass ich keinen Ton singe." So kam es auch zur Zusammenarbeit mit Wolfgang Sawallisch oder Zubin Mehta. "Das hat immer funktioniert, viele Jahre lang. Ich habe ein wirkliches Talent zum Genießen und zur Dankbarkeit. Ich bin irrsinnig froh, dass es so gut gegangen ist." Heute hängt sein Porträt in der Ehrengalerie des Wiener Burgtheaters, und dort stand er noch 2017 mit seinem 34. Solo-Programm auf der Bühne – natürlich nicht ohne die Lieder von Jacques Brel.

Sendung: "Meine Musik" am 22. August 2020 ab 11:05 Uhr auf BR-KLASSIK