Gestern hat das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks das Abschlusskonzert der Nordost-Europa Tournee gespielt. Nach Riga, Helsinki und St. Petersburg, war Moskau die letzte Station. Bis auf Helsinki alles Städte, die eng mit dem Chefdirigenten Mariss Jansons verbunden sind. 1943 ist er in Riga zur Welt gekommen. Mit 13 Jahren ist er mit seiner Familie nach St. Petersburg gezogen, damals hieß es noch Leningrad, in die Stadt, in der er alles gelernt hat, in der ausgebildet wurde, in der er bis heute lebt.
Diese Tourneestation war nicht nur für Mariss Jansons mit vielen emotionalen Erinnerungen verbunden, auch für einige Musiker, wie Jehye Lee, Konzertmeisterin der zweiten Geigen. Vor sieben Jahren nahm Lee beim weltberühmten Tschaikowsky Wettbewerb teil. Das Finale spielte sie in der St. Petersburger Philharmonie - einem klassizistisches Akustikwunder in weiß und rot, mit majestätischen Säulen.
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Anne-Sophie Mutter, Yuri Bashmet, Kavakos, all diese Berühmtheiten saßen schon am Tisch. Das werde ich niemals vergessen.
Heute betritt sie diesen Saal zum ersten Mal seit dieser Zeit - die Erinnerungen daran kommen ihr vor wie ein Film oder wie ein Traum - alles ein bisschen surreal, so als wäre sie gar nicht selbst dabei gewesen. Überall Kameras, der Saal voll bis ins letzte Eck. Heute ist sie dankbar für dieses Erlebnis, der 3. Preis bei diesem Wettbewerb hat ihr viel ermöglicht und Türen geöffnet.
So etwas hatte ich in meinem Leben bisher noch nie gesehen.
Der heutige Konzertmeister des BR-Symphonieorchesters war gerade mal elf Jahre alt, als er hier mit den Novosibirsker Philharmonikern, dem Orchester seiner Heimatstadt spielte. Davor hatte er den Saal nur im Fernsehen gesehen, erzählt der Geiger auf der Zugfahrt von St. Petersburg nach Moskau. "Ich erinnere mich ganz genau an diesen Raum, wo sich Dirigentenzimmer und Solistenzimmer befinden. Da kam ich mit meiner Mutter und habe gesagt: Mama wir dürfen uns hier gar nicht aufhalten. Das ist ein Museum. So etwas hatte ich in meinem Leben bisher noch nie gesehen."
Das Besondere an Herrn Jansons ist, dass er bei jedem Konzert, egal wo es ist, immer alles gibt.
Es ist etwas in der Luft an diesem Abend, ein Fünkchen Magie, ein Zauber. Mariss Jansons strahlt: am Pult vor seinen Musikern, vor dem Publikum, vor den vielen Damen, die ihm am Bühnenrand Blumensträuße überreichen. Sogar beim Abgehen von der Bühne zwinkert er dem Publikum zu. Nach einem donnernden Ausbruch in Ravels "La valse", sitzt ihm bei Boccherinis Menuett der Schalk im Nacken.
Sendung: "Leporello" am 18. Mai 2018 ab 16:05 Uhr in BR-KLASSIK.