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Das BR-Symphonieorchester Riga und Helsinki Singende Letten und gelassene Finnen

Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist auf Konzertreise in Nordost-Europa. Riga und Helsinki waren die ersten Stationen. Riga ist Geburtsstadt des Chefdirigenten Mariss Jansons. Der letzte Besuch hier ist vier Jahre her. Helsinki war für das Symphonieorchester ein Debüt.

BRSO on Tour in Helsinki | Bildquelle: © Peter Meisel

Bildquelle: © Peter Meisel

Das BRSO auf Tournee mit Mariss Jansons

Station in Riga und Helsinki

Die Freude der Letten war groß, ihr großes Genie Mariss Jansons, wie sie gerne sagen, endlich wieder live erleben zu können. Die Letten gelten als musikalisch, sie lieben die Musik, das gemeinsame Singen ist ein wichtiger Teil ihrer Geschichte. In Lettland habe jeder sein persönliches Volkslied, erzählt die Kulturministerin Dace Melbarde. In den späten 1980ern bekommt das Singen sogar eine politische Bedeutung. Mit ihren Liedern erkämpfen sich Lettland, aber auch Estland und Litauen ihre Unabhängigkeit. Auf diese Weise haben die Letten in den 1990er-Jahren ihren Protest gegen das Sowjet-Regime gezeigt, erinnert sich die Kulturministerin.

Wir kamen zusammen und haben gesungen.
Lettische Kulturministerin Dace Melbarde über den Protest gegen das Sowjet-Regime

Das Singen sei für die Letten also nicht nur eine Kunstform, sondern der Grundstein ihrer Identität, erläutert Dace Melbarde. Für die Letten sei es die Sprache, in der sie mit der gesamten Welt kommunizierten. In jeder lettischen Schule gebe es einen Chor, berichtet die Kulturministerin. Dazu diverse Amateur- und Profichöre im ganzen Land. Ein Nährboden für Dirigenten, betont sie. Hier hätten sie alle Möglichkeiten, sich zu entwickeln.

Die Letten lieben Jansons

BRSO on Tour in Helsinki | Bildquelle: © Peter Meisel Bildquelle: © Peter Meisel Die großen Talente ziehen dann in die Welt hinaus, um mit anderen Orchestern und Chören zu arbeiten, aber irgendwann kommen sie zurück. So wie Mariss Jansons. Die Letten nennen ihn IHREN Maestro, auch wenn er schon seit seiner Jugend nicht mehr hier lebt. In Riga wurde sein Talent entdeckt und entwickelt. Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielt er in der Nationaloper. Ein Ort voller Erinnerungen, erzählt er den Musikern in der Probe. Hier war Jansons schon als Dreijähriger, hat Ballett und Oper gehört. Vor dem Krieg sei der Einfluss deutscher Kultur sehr groß gewesen, erinnert sich Jansons. Viele Dirigenten hätten damals in Riga gearbeitet. Chef sei damals der deutsche Dirigent Leo Blecher gewesen. Auch Erich Kleiber habe in Riga gearbeitet. Gespielt, so Jansons, wurde damals viel Wagner. Jansons' Vater habe damals im Orchester gespielt.

Debüt in Helsinki

Von Lettland geht es auf der Tournee weiter in die finnische Hauptstadt Helsinki, ein Debüt für das Orchester, ein seltenes Vergnügen bei den Finnen. Höchstens zweimal im Jahr finden internationale Klangkörper einen Platz im Spielplan. Ihren schönen neuen Konzertsaal bespielen die finnischen Musiker natürlich am liebsten selbst, wer könnte das besser verstehen als die Kollegen aus München. In Helsinki steht seit 2010 ein neuer Konzertsaal.

Rauchsauna mit gutem Klang

BRSO on Tour in Helsinki | Bildquelle: © Peter Meisel Musiikitalo - Konzertsaal in Helsinki | Bildquelle: © Peter Meisel Nach Dänemark ist Musiikitalo der zweite europäische Konzertsaal des berühmten Akustikdesigners Yasuhisa Toyota. Jedes Detail des Saals dient dem perfekten Klang. Doch auch die Vorlieben ihrer Landsleute haben die finnischen Architekten nicht außer Acht gelassen. Das Innere des Saals erinnert mit seinem dunklen Holz an eine traditionelle Rauchsauna. Das Publikum soll sich zu Hause fühlen, friedlich und gelassen. Lionel Cottet, Solo-Cellist beim Symphonieorchester, gefällt der Saal. Cottet erzählt von einer besonderen Stimmung, die sich sofort eingestellt habe. Und dass die Musiker sich auf der Bühne gut gehört hätten. Der Klang sei warm und präzise gewesen. Das Konzert sei toll gewesen und das hohe Niveau, auf dem das Orchester gespielt habe.

Das heißt wohl, dass der Saal auch nicht so schlecht war.
Solocellist Lionoel Cottet

Sendung: "Allegro" am 16. Mai 2018 ab 06.05 Uhr in BR-KLASSIK.

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