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BRSO auf Tournee durch Nordost-Europa Stationen: Sankt Petersburg und Moskau

Gestern hat das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks das Abschlusskonzert der Nordost-Europa Tournee gespielt. Nach Riga, Helsinki und St. Petersburg, war Moskau die letzte Station. Bis auf Helsinki alles Städte, die eng mit dem Chefdirigenten Mariss Jansons verbunden sind. 1943 ist er in Riga zur Welt gekommen. Mit 13 Jahren ist er mit seiner Familie nach St. Petersburg gezogen, damals hieß es noch Leningrad, in die Stadt, in der er alles gelernt hat, in der ausgebildet wurde, in der er bis heute lebt.

BRSO on Tour Moskau | Bildquelle: © Peter Meisel

Bildquelle: © Peter Meisel

Diese Tourneestation war nicht nur für Mariss Jansons mit vielen emotionalen Erinnerungen verbunden, auch für einige Musiker, wie Jehye Lee, Konzertmeisterin der zweiten Geigen. Vor sieben Jahren nahm Lee beim weltberühmten Tschaikowsky Wettbewerb teil. Das Finale spielte sie in der St. Petersburger Philharmonie - einem klassizistisches Akustikwunder in weiß und rot, mit majestätischen Säulen.

Weitere Bilder aus Sankt Petersburg

Anne-Sophie Mutter, Yuri Bashmet, Kavakos, all diese Berühmtheiten saßen schon am Tisch. Das werde ich niemals vergessen.
Jehye Lee, Konzertmeisterin

Heute betritt sie diesen Saal zum ersten Mal seit dieser Zeit - die Erinnerungen daran kommen ihr vor wie ein Film oder wie ein Traum - alles ein bisschen surreal, so als wäre sie gar nicht selbst dabei gewesen. Überall Kameras, der Saal voll bis ins letzte Eck. Heute ist sie dankbar für dieses Erlebnis, der 3. Preis bei diesem Wettbewerb hat ihr viel ermöglicht und Türen geöffnet.

Orte der Erinnerung

BRSO on Tour in St. Petersburg | Bildquelle: © Peter Meisel St. Petersburger Philharmonie | Bildquelle: © Peter Meisel Jehye Lee schüttelt den Kopf und schaut sich mit großen Augen alles nochmal ganz genau an. Im Grunde sei dieser Saal, das Hotel und die Wege dazwischen das Einzige, woran sie sich erinnern kann. Auch an wettbewerbsfreien Tagen hat sie die Geige kaum aus der Hand gelegt. Für das Finale musste sie gleich zwei große Violinkonzerte vorbereiten. Von der Stadt wisse sie nichts mehr, wenn sie heute an der Newa entlang spaziert, ist es als wäre sie zum ersten Mal hier. Wir gehen weiter ins Dirigentenzimmer – ein mintgrüner Teppich, grüne Vorhänge, goldverzierte Stühle. Ein Ort, der sich auch in Anton Barakhovskys Gedächtnis eingeprägt hat.

So etwas hatte ich in meinem Leben bisher noch nie gesehen.
Anton Barakhovsky, Konzertmeister

Der heutige Konzertmeister des BR-Symphonieorchesters war gerade mal elf Jahre alt, als er hier mit den Novosibirsker Philharmonikern, dem Orchester seiner Heimatstadt spielte. Davor hatte er den Saal nur im Fernsehen gesehen, erzählt der Geiger auf der Zugfahrt von St. Petersburg nach Moskau. "Ich erinnere mich ganz genau an diesen Raum, wo sich Dirigentenzimmer und Solistenzimmer befinden. Da kam ich mit meiner Mutter und habe gesagt: Mama wir dürfen uns hier gar nicht aufhalten. Das ist ein Museum. So etwas hatte ich in meinem Leben bisher noch nie gesehen."

Impressionen aus Moskau

Im Publikum lauter Freunde und Bekannte

BRSO on Tour Moskau | Bildquelle: © Peter Meisel Mariss Jansons | Bildquelle: © Peter Meisel Zum Konzert in St. Petersburg kommen Freunde und alte Bekannte, ein Pianist, mit dem er in den 90er-Jahren viele Konzerte in St. Petersburg gespielt hat und sogar der Sohn seines ehemaligen Chorleiters in Novosibirsk. Da schlage das Herz schon ein bisschen schneller als zuvor in Helsinki oder in Asien. Es sei eine andere Atmosphäre, natürlich kämen die Erinnerungen an damals hoch. Da ist er an diesem Abend nicht der Einzige. Schon vor der Tournee gesteht Chefdirigent Mariss Jansons seine Aufregung. Das Publikum in Lettland und Russland erwarte viel vom ihm und seinem Orchester. Sein Geburtsort Riga, seine Heimatstadt St. Petersburg, wo er in den 60er-Jahren zum ersten Mal in der Philharmonie dirigiert hat. Auch mit 75 ist das noch aufregend, wenn der Saal aus allen Nähten platzt, das Publikum auch in den Gängen dicht gedrängt steht. Und das vertraut er auch seinem Konzertmeister an. Ihm habe Jansons vor dem Konzert gesagt, dass er aufgeregt sei - auch wenn man das im Konzert nicht gespürt habe.

Das Besondere an Herrn Jansons ist, dass er bei jedem Konzert, egal wo es ist, immer alles gibt.
Anton Barakhovsky, Konzertmeister

Es ist etwas in der Luft an diesem Abend, ein Fünkchen Magie, ein Zauber. Mariss Jansons strahlt: am Pult vor seinen Musikern, vor dem Publikum, vor den vielen Damen, die ihm am Bühnenrand Blumensträuße überreichen. Sogar beim Abgehen von der Bühne zwinkert er dem Publikum zu. Nach einem donnernden Ausbruch in Ravels "La valse", sitzt ihm bei Boccherinis Menuett der Schalk im Nacken.

Sendung: "Leporello" am 18. Mai 2018 ab 16:05 Uhr in BR-KLASSIK.

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