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Was heute geschah – 9. März 1930 Ornette Coleman wird geboren

Fort Worth, Texas, 9. März 1930. Der Jazzmusiker Ornette Coleman wird geboren. Er war ein kreativer Autodidakt, der nicht zuletzt durch die Unkenntnis von Konventionen Neues erfand. Das Schaffen dieses amerikanischen Saxophonisten war stets verblüffend unorthodox – und blieb über Jahrzehnte faszinierend.

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Etwas rau klang seine Musik. Manchmal auch sehr rau. Aber doch eigentümlich schön. Er schrieb äußerst prägnante musikalische Themen. Hatte den Sinn für weite lyrische Bögen. Und nicht umsonst machten seine Klänge Furore. Sie waren so seltsam neu. Sie folgten eigenen Gesetzen – was wiederum ihre Stärke war. Den Jazz der Zukunft nannte der Saxophonist Ornette Coleman 1959 im Titel eines berühmt gewordenen Allbums seine Musik ("The Shape Of Jazz To Come"), und das traf zu. Avantgardemusik – und trotzdem wie ein Gesang aus der Tiefe der Menschheitsgeschichte.

Eine kleine Terz anders

Ornette Coleman war Afroamerikaner, geboren in ärmlichen Verhältnissen in Texas, aufgewachsen als Halbwaise nach dem frühen Tod des Vaters. Das Saxophonspielen brachte er sich selbst bei. Er las die Noten falsch und spielte anfangs immer eine kleine Terz zu tief. Aber dieser Irrtum führte dazu, dass Ornette Coleman eine eigene musikalische Ästhetik prägte. Mit 19 Jahren ging er wegen der Rassendiskriminierung von Texas nach Los Angeles und lernte wichtige spätere Mitstreiter kennen. Belächelt wurde er zunächst, denn mit einem Plastiksaxophon betrat er die Szene. Doch er bekam schließlich einen Plattenvertrag – und veränderte die Musikwelt.

Musik hebt Hierarchien auf

Zur Oktoberrevolution des Jazz wurde ein Sturm auf die Gehörgänge, den Ornette Coleman inittiert hatte. "Free Jazz": eine Kollektiv-Improvisation, die 1961 auf dem gleichnamigen Album erschien. Das war einer der ganz großen Impulse, die Ornette Coleman setzte. Acht Musiker – ein "Doppelquartett" mit zwei Schlagzeugen, zwei Bässen, zwei Holz- und zwei Blechblas-Instrumenten – improvisierten fast 40 Minuten lang, hoben Hierarchien auf, fanden gemeinsam eine Ordnung im scheinbaren Chaos und gaben einem neuen Stil den Namen. Dieser Stil war ein Statement: für Freiheit, gegen Bevormundung, für die Aufhebung von Rassenschranken.

Aufschreie eines Mitteilsamen

Seinen vehementen Ausdruck behielt Coleman viele Jahrzehnte bei. Er nahm Rock-Elemente mit hinein, komponierte auch Orchesterstücke – und hatte dabei stets einen wachen Sinn für die Kraft des Ursprünglichen. Die Melodien des 2015 in New York verstorbenen Musikers sind eigenwillig schöne Aufschreie eines Mitteilsamen, der anders war als viele.

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.