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Harfenistin Gunnhildur Einarsdóttir In Island singen Rapper in der Oper

Mit 13 Jahren begann Gunnhildur Einarsdóttir ihre Harfenausbildung in Island, später in Paris, London und Amsterdam, jetzt lebt sie in Berlin. Neben ihrer Tätigkeit im Ensemble Adapter, das sie 2004 mitgründete, absolvierte sie zahlreiche Auftritte beim Ensemble Modern und dem Isländischen Sinfonieorchester: Seit 2010 ist sie Mitglied des Brandt Bauer Frick Ensemble. 2013 schließlich promovierte Gunnhildur Einarsdóttir als erste Harfenistin an der Sibelius Akademie in Helsinki.

Bildquelle: Rut Sigurdardottir

BR-KLASSIK: Wie kamen Sie zur Musik? Und wie verlief Ihre Musikausbildung?

Gunnhildur Einarsdóttir: Ich habe mit sechs Jahren mit Blockflöte angefangen, wie viele Kinder in meiner Schule. Nach zwei Jahren durfte ich zum Klavier wechseln und habe auch im Kinderchor gesungen. Dort habe ich ein Lied gelernt, "Snert hörpu mína himinborna dís" und das Lied sehr geliebt. Es kommt eine Harfe darin vor und so kam ich auf die Idee, Harfe lernen zu wollen. Ich hatte noch nie eine in echt gesehen und in Island gab es nur eine Harfenistin im Orchester. Sie hatte aber keine Zeit zum Unterrichten. Als ich 13 war, kam eine isländische Frau, Elisabet Waage, nach Island und hat ein Konzert gegeben. Sie lebte in Holland, wo sie Harfe studiert hatte. Ich bin zum Konzert gegangen und habe sie gebeten, mir Unterricht zu geben, immer dann, wenn Sie in Island war, in den Sommer- und Weihnachtsferien. Nach dem Abitur bin ich nach Paris gezogen und habe dort angefangen, Harfe zu studieren, nach knapp zwei Jahren bin ich dann für ein halbes Jahr in London gewesen, in Amsterdam habe ich am Konservatorium meinen Bachelor und Master gemacht. 2013 habe ich dann an der Sibelius Akademie in Helsinki promoviert.

BR-KLASSIK: Welche Bedeutung und Präsenz hat Musik in ihrem Heimatland?

Gunnhildur Einarsdóttir: Eine sehr große Bedeutung. Vor allem die Vokalmusik. Traditionelle Lieder kennen alle, die werden bei allen Gelegenheiten gesungen. Livemusik ist auch unverzichtbar bei sozialen und offiziellen Anlässen.

BR-KLASSIK: Wie lebendig und experimentierfreudig ist die Musikszene?

Gunnhildur Einarsdóttir: Die Musikzene in Island ist ganz klein, also machen die Musiker viele unterschiedliche Sachen. Orchestermusiker spielen in einer Popband oder ein Rapper singt in der Oper. Die Genres mischen sich viel mehr als in Deutschland. Deswegen denke ich, dass die Szene sehr experimentierfreudig ist.

BR-KLASSIK: Wie stark wird zeitgenössische Musik in Island unterstützt, vielleicht auch im Vergleich mit Deutschland?

Gunnhildur Einarsdóttir: Ich glaube, durch die Offenheit der Profimusiker in Island und auch der Lehrer (fast alle Profimusiker unterrichten auch!) ist die zeitgenössische Musik hier eventuell präsenter als anderswo. Die Lehrer können sich nicht in einer Ecke verkriechen und nur einen "Stil" unterrichten, sondern sie müssen vielseitig sein, um überhaupt von der Musik leben zu können.

BR-KLASSIK: Warum gibt es gerade in Berlin eine erstaunlich große Community von Musikern aus Island? Was macht Deutschland so attraktiv für Sie?

Gunnhildur Einarsdóttir: Es gibt einfach viele Musiker aus Island, die ins Ausland wollen, und Berlin ist seit Jahren die Stadt, in die Kreative in Europa hinziehen möchten: die Stadt ist gut vernetzt und noch relativ günstig. Und genau deswegen ist dort auch das kreative Leben so spannend - weil dort so viele wohnen und arbeiten.

Sendung: "contrapunkt - Dialog der Kulturen" am 30. November 2017, ab 20:03 Uhr auf BR-KLASSIK.