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15. Oktober 1928 - Weill und Brecht bei "Berlin im Licht" Liebeserklärung an die Zukunft der Steckdose

Kurt Weill und Bertolt Brecht sind die Stars beim Festival "Berlin im Licht". Eine Woche lang präsentiert sich die Reichshauptstadt als zukunftsweisende Lichterstadt. Hierfür komponierte Weill seinen Licht-Song, Brecht schrieb den Text.

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Die Reichshauptstadt ist herausgeputzt wie eine Primadonna: Sie strahlt von den abertausenden Glühbirnen und Gaslaternen. Jedes Schaufenster wirkt im Dunkeln wie eine Theaterbühne, jedes Wahrzeichen der Stadt wird auch in der Nacht in gleißendes Licht getaucht. Die ersten Leuchtreklamen flimmern am Potsdamer Platz. Eine Woche lang steht die Stadt unter Hochspannung und feiert diesen Höhepunkt der Elektrifizierung mit Glanz und Pomp: "Berlin im Licht" nennt sich das Spektakel.

Weill und Brecht - Everybody's Darling

Für diese Liebeserklärung an die Zukunft der Steckdose schreibt Kurt Weill den passenden Song, Betolt Brecht steuert den glorifizierenden Text bei:

"Das ist kein lauschiges Plätzchen, das ist eine ziemliche Stadt,
damit man da alles gut sehen kann, da braucht man schon einige Watt.
Na wat denn, na wat denn, was ist das für ne Stadt denn?"
(Auszug aus dem Lied "Berlin im Licht" von Kurt Weill)

Die beiden sind zurzeit so etwas wie Everybody's Darling: Ihre Dreigroschenoper bestimmt seit Wochen das Stadtgespräch, keine Bar ohne Mackie Messers Song, kein Tanzlokal ohne Tango-Ballade.

Weills "Berlin im Licht" - ein Partyhit

Kurt Weill mit Lotte Lenya und Bertold Brecht 1929 | Bildquelle: United Archives/TopFoto/Süddeutsche Zeitung Photo Mit dem Auto, zu Fuß, mit der Straßenbahn oder auch der Droschke lassen sich die Berliner durch ihre erleuchtete Stadt treiben. Und der glanzvolle Höhepunkt der verschiedenen musikalischen Veranstaltungen in der Festwoche findet an jenem 15. Oktober 1928 statt: Zehn Platzkonzerte beginnen gleichzeitig an belebten und beliebten Orten in Berlin. Natürlich steht auch der Kurt Weill-Song auf dem Programm. Das "Berlin im Licht"-Lied von Weill wird innerhalb dieser Woche so etwas wie der Wiesn-Hit zur Oktoberfestzeit in München. Ein richtiger Ohrwurm, der Partylaune verbreitet und grüblerische Gedanken verscheucht, der das Gemüt buchstäblich erhellt.

Nicht einmal fünf Jahre später muss Kurt Weill in einer Nacht- und Nebelaktion Berlin für immer verlassen. Die braunen Machthaber vertreiben die einzige Berliner Lichtgestalt.

Was heute geschah

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