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Bilanz Salzburger Festspiele 2018 Das Konzept geht auf

Das Programm von Markus Hinterhäuser hat auch in dieser Saison überzeugt: etwa sein Vertrauen in Regisseure wie Romeo Castellucci, die stark von der Bildenden Kunst beeinflusst sind. Konsequent auch sein Anliegen, Schlüsselwerke des 20. Jahrhunderts szenisch neu zu beleuchten. Daneben setzt er publikumswirksame Werke wie die "Zauberflöte" auf den Spielplan.

Bildquelle: picture alliance/APA/picturedesk.com

Von den insgesamt 90 Veranstaltungen ist vor allem ein Ereignis unter die Haut gegangen: die "Salome", inszeniert von Romeo Castellucci. Die umjubelte Produktion wurde nach der Premiere regelrecht zum Kult. Kein Wunder, dass bei den weiteren Vorstellungen viele Menschen mit einem "Karte gesucht"-Schild vor der Felsenreitschule standen. Und das trotz Befürchtungen sogar seitens Markus Hinterhäusers, die Inszenierung sei risikoreich. So wurden beispielsweise die berühmten Arkaden der Felsenreitschule zugemauert, was aber letztendlich die eindrücklichen Bilder dieses mythologischen Theaters durch eine phänomenale Raumwirkung unterstrich. Zu dem Gesamtkunstwerk der "Salome" trug sicherlich auch die Sopranistin Asmik Grigorian in der Titelpartie bei, sowie die Wiener Philharmoniker unter Franz Welser-Möst.  

 Opernproduktionen in Salzburg

Bildquelle: © Salzburger Festspiele / Ruth Walz Ein weiterer Höhepunkt der diesjährigen Festspiele war "Pique Dame" in der Regie von Hans Neuenfels mit Mariss Jansons am Pult. Neuenfels verzichtete auf Provokationen und erzählte die Geschichte ohne jeglichen Schnickschnack.  Szenisch zu unentschieden war die "Zauberflöte" von Lydia Steier. So brachte ein Erzähler seinen Enkeln eine Geschichte nahe, die mal in den ersten Weltkrieg ausuferte, mal in eine Zirkuswelt. Auch die Tempi des Dirigenten Constantinos Carydis funktionierten nicht.  Abstriche gab es auch bei "L'incoronazione di Poppea". Dort hatte der Theatermacher Jan Lauwers mit seiner Choreographie das Stück eher überlagert als beflügelt.  

Salzburg und die Moderne 

Unter Markus Hinterhäuser gibt es bei den Salzburger Festspielen keine neuen Werke. Vielmehr soll auf große Werke der Moderne neu geblickt werden.  So etwa heuer "Der Prozess" von Gottfried von Einem unter der musikalischen Leitung von HK Gruber.

Kent Nagano dirigierte ebenfalls bei den Festspielen, und zwar "Die Bassariden" unter der Regie von Krysztof Warlikowski. Auf der szenischen Ebene wurde es der mythische Blut-und Wutrausch der Frauen, die Männer zerreißen, etwas zurückgenommen und auf eine künstlichere Ebene gesetzt.

Publikumslieblinge und Neuentdeckungen

Salzburg war auch dieses Jahr das Mekka herausragender Interpreten und Künstler weltweit, zum Beispiel Grigory Sokolov, Daniil Trifonov und Jonas Kaufmann. Aber natürlich gab es auch Entdeckungen. So beeindruckte der Dirigent Raphaël Pichon bei seinem Debüt bei einer Mozart-Matinee mit einem originellen Konzept: Die Haffner-Symphonie von Wolfgang Amadeus Mozart brach er satzweise auf und reicherte sie mit Arien an, gesungen von seiner Frau, Sabine Devieilhe.  

Zwiespältiger Currentzis

Bildquelle: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli Vor einer Mammutaufgabe stand auch Teodor Currentzis, der mit seinem Orchester musicAeterna einen Beethoven-Zyklus mit allen Symphonien bot. Herauszustellen ist vor allem die 7. Symphonie, die genial interpretiert wurde und in der jede Nuance stimmte. Ansonsten muss man eher die einzelnen Sätze der Symphonien bewerten, die teilweise ungeprobt wirkten, wenn da zum Beispiel die Bläser schockierend ungenau einsetzten.  

Positives Fazit

Markus Hinterhäuser ist als Intendant ein Gewinn. Sein Mut und seine Risikobereitschaft an den richtigen Stellen zahlen sich aus, genauso sein Gespür für interessante Bilderzauberer auf dem Regiesessel. Darüber hinaus bringt er vielsagende Künstler zusammen und wahrt gleichzeitig Festspieltraditionen. Die Salzburger Festspiele 2019 versprechen spannend zu werden!

Sendung: "Leporello" am 29. August 2018 ab 16:05 Uhr in BR-KLASSIK