Theater, Opern- und Konzerthäuser – das gehört ganz selbstverständlich zum Kulturangebot und zum Leben in der Stadt. Während Städter die Auswahl haben, müssen Menschen auf dem Land meistens in die Stadt fahren – mal kürzer, mal weiter – um die sogenannte Hochkultur zu erleben. Aber nicht, wenn sie zufällig in der 2.000-Seelen-Gemeinde Blaibach in der Oberpfalz wohnen. Dort gibt es seit 2014 ein Top-Konzerthaus, das auch schon überregional für Furore sorgte. Im Rahmen der ARD-Themenwoche "Stadt. Land. Wandel" stellt BR-KLASSIK es vor.
Wer in Blaibach lebt, hat es nicht weit, um ein breites Angebot an Musikkultur zu erleben. Es genügt ein Fußmarsch zum Dorfplatz. Dort, mitten in der Oberpfalz und knapp 80 Kilometer von Regensburg entfernt, gibt es seit 2014 ein eigenes Konzerthaus. Architektonisch wirkt es ein bisschen wie ein Kultur-Ufo in fremder Umgebung.
Der Gegensatz ist schon im Innenhof zu sehen: ein uraltes geducktes Holz-Waidlerhaus mit kleinen Fenstern, Gredplatten aus Granit davor und eine Holzbank. Liebevoll renoviert übrigens vom Konzerthausinitiator Thomas E. Bauer, der es gekauft hat. Daneben ein schräg über den Hang heruntergekipptes Betonrechteck, minimalistisch und trotzdem ein markantes Statement, auf dem Land mehr zu wagen.
Wir wollen einen außerordentlichen Saal haben, der auch mit den großen Sälen akustisch mithalten kann.
Wir hatten kein Geld. Dann haben wir gesagt: Wir machen es selber.
Rund 2,3 Millionen hat das Konzerthaus trotzdem gekostet. Dafür gab es zwar üppige staatliche Zuschüsse, vor allem aus einem Förderprogramm für den ländlichen Raum, aber ohne zusätzliche Spenden und Sponsoren wäre das Projekt nicht zu stemmen gewesen. Genauso wenig wie der laufende Betrieb mit fünf Angestellten und rund 100 Konzerten pro Jahr – obwohl die immer ausverkauft sind.
Warum immer in der Stadt? Warum nicht auch auf dem Land? Das ist einfach ein Traum!
Für sein Konzerthaus musste Thomas E. Bauer in Blaibach neben viel Lob auch viel Prügel einstecken: Es gab hitzige Bürgerversammlungen, ein Bürgerbegehren gegen den Bau scheiterte nur an einem Formfehler. Der Konflikt schwelt bis heute und spaltet die 2.000-Einwohner-Gemeinde in glühende Befürworter und ebenso glühende Gegner. Nicht selten wird die 2,3 Millionen-teure Konzert-Location als "Geldverschwendung" kritisiert. Doch eins ist klar: den Bekanntheitsgrad von Blaibach hat das Konzerthaus deutlich gesteigert. Und das wissen die Blaibacher auch zu schätzen.
Sendung: "Allegro" am 8. November 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK