Drei Jahre lang wurde gebaut – nun ist sie fertig: die neue Isarphilharmonie in München. Am Freitag, 8. Oktober spielen die Münchner Philharmoniker zum ersten Mal in ihrem neuen Konzertsaal, der vom weltberühmten Akustiker Yasuhisa Toyota gestaltet wurde.
1/10
Nach der ersten Tonprobe der Münchner Philharmoniker
Die Orchesteraufstellung wurde drei, vier Mal verändert, bis alle Beteiligten die beste Lösung gefunden hätten, so Chef-Dirigent Valery Gergiev. Und Solo-Klarinettistin Alexandra Gruber schwärmt, das Orchester sei auf einer wahren "Insel der Glückseligen" mit dem neuen Saal. "Es klang warm, transparent, wie Kammermusik im großen Saal." | Bildquelle: Peter Jungblut/BR
2/10
Valery Gergiev am Pult der Isarphilharmonie
Schon nach den ersten Proben ist Gergiev begeistert. Und erinnert sich: "In schwierigen Zeiten wurde dieses Projekt nicht abgebrochen, sondern erfolgreich abgeschlossen, obwohl viele nicht so richtig daran glaubten." Mit der Akustik sei er nach seinem ersten Eindruck ausgesprochen zufrieden. "Niemand unter den Musikern sitzt zu weit weg vom Geschehen, selbst wenn wir ein sehr großes Orchester mit Musik von Gustav Mahler oder Schostakowitsch haben." | Bildquelle: Tobias Hase
3/10
Valery Gergiev, Yasuhida Toyota, Max Wagner nach erster Probe
Gergiev gab sich tief beeindruckt vom Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter, weil der niemals an dem Vorhaben gezweifelt habe. Er habe vier, fünf Orte für den neuen Konzertsaal in München besichtigt, so Gergiev, aber ihm sei sofort klar gewesen, dass nur der jetzige Standort unweit der Isar im Münchner Süden in Frage komme: "So nah am Fluss, so nah an der Natur, dass Sie das Wasser plätschern hören können, das ist ein großes Glück und eine Wohltat." Es gebe viele schöne Orte in München, aber dieser sei eine wahre "Insel". | Bildquelle: Peter Jungblut/BR
4/10
Blick von den Rängen auf die Bühne der Isarphilharmonie
Der Konzertsaal fasst rund 1800 Plätze. Die Gestaltung ist bewusst schlicht und damit ein Gegenentwurf zum Luxus der Elbphilharmonie. Hier soll nichts von der Musik auf dem Podium ablenken: Die Wände schwarz getäfelt, das Design verzichtet auf Spielereien oder modische Accessoires - ein in jeder Hinsicht zweckmäßiger, aber keineswegs "nüchterner" Bau. | Bildquelle: Mónica Garduño
5/10
Akustiklamellen sorgen für den optimalen Klang
Was in historischen Konzertsälen Zierrat an der Wand ist, sind hier besondere Lamellen. Diese sollen den Klang besonders gut reflektieren. | Bildquelle: Mónica Garduño
6/10
Der japanische Klangexperte Yasuhisa Toyota
Toyota hat die Akustik der neuen Isarphiharmonie entworfen. Seine Reaktion nach der ersten Ton-Probe der Münchner Philharmoniker: "Ich war so glücklich!" Zwar gebe es immer noch ein paar Kleinigkeiten zu verbessern, aber es sei alles nahezu perfekt: "Das ist ein längerer Prozess, den wir gerade erst begonnen haben." Toyota war auch Mastermind der erstklassigen Akustik im Musikzentrum von Helsinki, dem Konzerthaus in Kopenhagen, der Walt Disney Concert Hall in L.A. und der Suntory Hall in Tokio. | Bildquelle: Robert Haas
7/10
Querschnitt durch die Isarphilharmonie im Gasteig HP8
Klarheit und Schlichtheit bestimmen auch die Raumaufteilung. | Bildquelle: gmp Architekten
8/10
Vogelperspektive bei Nacht auf den neuen Münchner Konzertsaal
Noch dominiert Baustellen-Feeling auf dem Gelände - vermutlich wird auch zur feierlichen Eröffnung am 8.10.21 noch nicht alles so perfekt sein, wie es sich das Team des Architekturbüros gmp hier vorgestellt hat. Der Innenraum des Konzertsaals selbst scheint jedoch bereits jetzt weitgehend fertig zu sein. | Bildquelle: gmp Architekten
9/10
Ansicht des Foyers der Isarphilharmonie
Herzstück des Gasteig HP8 ist die denkmalgeschütze Halle E, eine ehemalige Trafohalle aus rotem Backstein. Das Konzept für die Sanierung: Ein Ort voller Licht und Leben. Derzeit hängen hier und im Backstage noch Kabel aus der Decke, der Boden ist noch voller Stolperfallen. Bis zur Eröffnung am 8.10. soll es dann wie in diesem Entwurf ein Treffpunkt für die Menschen werden. | Bildquelle: gmp Architekten
10/10
Außenansicht des neuen Konzertbaus
Auch von außen ist der Bau zurückhaltend und schlicht. Wer an der Isar entlang schlendert, könnte die neue Philharmonie beim Blick zwischen den Bäumen glatt übersehen. Der Name "HP8" bezieht übrigens auf die Adresse: Hans-Preißinger-Straße 8. | Bildquelle: Andrea Plücke
Der Geschäftsleiter des Gasteigs, Max Wagner, bekommt strahlende Augen, wenn er erzählt, wie er sich die Isarphilharmonie und das gesamte HP8-Gelände in Zukunft vorstellt: Eine renovierte, lichtdurchflutete Traffohalle dient als Empfangsbereich für die Isarphilharmonie, offene Bibliothek und Veranstaltungsort. Hier sollen sich die Menschen begegnen: ob an der Bar, im Konzert oder einfach nur den Ort genießen – das Gelände sei einmalig auf der Welt, dieses Zusammenspiel einer alten Industriehalle mit einem neuen Konzertsaal.
Direkt daneben schließt die Isarphilharmonie an. Über die sogenannte Fuge führen Treppen, wie Himmelsleitern, links und rechts in die Ränge. Ganz in Holz ausgekleidet, sind die Wände dunkelgrau, anthrazit – nur die Bühne sticht mit hellem Holz heraus. Den Klang verantwortet der Akustiker Yasuhisa Toyota, der schon die Elbphilharmonie und die Suntory Hall in Tokio ausgestattet hat. Dabei stand er immer eng in Kontakt mit den Musikerinnen und Musikern der Münchner Philharmoniker, die den Saal erstrangig zum Klingen bringen sollen. Dafür müssen sie den Saal aber erst erleben, einspielen und erkunden. Orchestervorstand und Klarinettist Matthias Ambrosius vergleicht diese Arbeit mit der Eingewöhnung an ein neues Instrument.
Wenn man ein neues Instrument hat, braucht man erstmal Zeit, bis man sich da zuhause fühlt. So ist es auch bei der Isarphilharmonie.
Sie arbeiten nicht nur an ihrem Klang – auch inhaltliche Veränderungen wird es für die Münchener Philharmoniker mit dem Umzug auf das Interimsgelände geben, erklärt Managementdirektor Christian Beuke. Das Orchesterteam hat einen dicken Katalog an Maßnahmen erarbeitet, um sich gut in das alte Industriegelände einzugliedern. Dabei ist es Christian Beuke vor allem wichtig, klassische Musik für mehr Menschen wahrnehmbar zu machen und Nähe zu kreieren.
Wir wollen es schaffen, in Sendling nicht als fremdes Ufo einzufallen, sondern der Nachbarschaft auf Augenhöhe zu begegnen.
Dazu steht Musik aus den 1950er-Jahren auf dem Konzertprogramm und neue Formate, wie das MPHIL LATE in der ehemaligen Traffohalle (Halle E). Hier lassen sich die Musikerinnen und Musiker der Münchner Philharmoniker auf Klangexperimente mit anderen Genres ein, begleitet von DJs und Videoprojektionen. Für Gasteig-Chef Max Wagner sind hier in Zukunft auch Discoabende möglich. Ganz wichtig ist ihm, den Esprit des alten Gasteigs am Rosenheimer Platz beizubehalten: ein Kulturareal, das verschiedene Interessen anspricht und vereint.
Sendung: "Allegro" am 8. Oktober 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)