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Buch - "Die Leichtigkeit des Augenblicks" Der große Tänzer Ivan Liška

Ivan Liška ist Ballettdirektor des Bayerischen Staatsballetts. Das Buch über den in Prag geborenen Tänzer bietet nicht nur atmosphärische Bilder, sondern zeigt Liška als Künstler mit politischem Anspruch.

Buchcover "Die Leichtigkeit des Augenblicks" | Bildquelle: Henschel-Verlag

Bildquelle: Henschel-Verlag

Ivan Liška mischt sich unter die sieben Geißlein, tanzt im "Nussknacker", strahlt unter einer Rokoko-Perücke. Die Bilder seiner Prager Zeit dokumentieren den Weg vom kleinen tanzbegeisterten Jungen zum Profi. Die Texte beschreiben mit vielen Interviewauszügen den schmerzvollen Abschied aus der Heimat, die schwierige Flucht vor einem diktatorischen Regime.

Ivan Liška hätte gerne den sozialistischen Alltag, der durchtränkt war von politischen Lügen, in drastischeren Worten beschrieben. Das Kapitel sei "mild" geworden, sagt er, tatsächlich sei es aber zermürbender gewesen, als es in dem Buch stehe.

Kurzbiographie

Ivan Liška wurde am 8. November 1950 in Prag geboren, ließ sich dort am Konservatorium ausbilden und emigrierte 1969. Nach Stationen in Düsseldorf und München wechselte er 1977 als Erster Solist zum Hamburg Ballett, wo er zahlreiche Titelrollen in Werken von John Neumeier übernahm. Seit 1998 ist Liska Direktor des Bayerischen Staatsballetts in München.

Es sollte eben in erster Linie ein Buch über die Tanzkarriere Ivan Liskas sein. Damit ist es auch ein Buch geworden, in dem John Neumeier nicht fehlen darf. 20 Jahre gehörte Liška zum Hamburg Ballett von Neumeier. Über 20 Rollen kreierte Neumeier speziell für Liška. Bezeichnenderweise mit seiner "Odyssee" verabschiedete sich Liška 1997 von der hanseatischen Bühne. 2013 tanzte er noch einmal auf einer Gala den Heimkehrer-Pas de Deux. Liška war damals immerhin schon 62 Jahre alt.

Solche Etappen des Tänzerlebens arbeitet das Buch detailliert fotographisch auf, ohne dabei in eine pure Auflistung von Zahlen und Daten zu verfallen. Die kann man sich, bei Bedarf, im Anhang des Buches holen. Autorin Dagmar Ellen Fischer findet einen persönlichen Draht zu Liška. In Liškas Lieblingskapitel liefert die Autorin eine bislang einmalige Dokumentation von Neumeiers und Liškas Zusammenarbeit.

Zehn Kapitel umfasst das Buch, von "Prag prägt" bis "In München als Ballettdirektor". Ein künstlerisches Highlight reiht sich an das nächste. Selbst ins private Album von Ivan Liška dürfen wir hineinschauen: Er hat 1977 die Tänzerin Colleen Scott geheiratet und mit ihr zwei Söhne. Man spürt die Zufriedenheit eines Menschen mit dem, was er tut.

Natürlich wünscht sich Ivan Liška viele Leser, vor allem viele, denen er genau das mitteilen möchte: Schaut, was für schöne Dinge es gibt für die es sich lohnt, Kraft aufzuwenden. Am liebsten würde er sein Buch in Regionen dieser Welt bringen, wo man von so einer Art zu denken und zu fühlen weit entfernt ist.

"Ivan Liška. Tänzer - Die Leichtigkeit des Augenblicks"


Von Dagmar Ellen Fischer
Erschienen im Henschel Verlag
184 Seiten
gebundenes Hardcover

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