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Buch - Donna Leon Endlich mein

Donna Leon schickt ihren Commissario Brunetti in seinem 24. Fall wieder einmal zu Ermittlungen ins Opernhaus. Erneut kehrt Flavia Petrelli wieder, Opernsängerin und Co-Heldin zweier früher Brunetti-Romane: "Venezianisches Finale" und "Acqua alta". Die Autorin lässt ihrem neuesten Krimi am Ursprungsort ihres ersten Erfolges, dem Opernhaus "La Fenice" spielen.

Buch-Cover: Donna Leon - "Endlich mein" | Bildquelle: Diogenes Verlag

Bildquelle: Diogenes Verlag

Donna Leon: "Endlich mein"

Der Buchtipp zum Nachhören!

"Die Musik brauste noch einmal auf, gipfelte in ein paar Paukenschlägen, und dann war er vorbei, dieser raffiniert gemachte Reißer, es herrschte sekundenlang benommene Stille, während den Zuschauern aufging, was sie da soeben gehört und gesehen hatten. Seit den Zeiten der Callas - und das war ein halbes Jahrhundert her - hatte man eine solche 'Tosca' nicht mehr erlebt."

In der Titelpartie der "Tosca" tritt Flavia Petrelli an mehreren Abenden im venezianischen Opernhaus La Fenice auf. Die Opernfans sind begeistert, sobald sie die Bühne betritt. Und selbst Comissario Brunetti hat eine Schwäche für die schöne Sopranistin, die inzwischen ein Weltstar ist. Am Ende der Aufführung gibt es Standing Ovations, und aus den Rängen regnet es Rosen. Bedrohliche Unmengen an gelben Rosen - selbst hinter der verschlossenen Tür im Palazzo ist der Boden vor Flavias Wohnung mit Blumen übersät. Als eine junge Sängerin aus dem Kollegenkreis die Treppe einer Brücke hinuntergestoßen wird, beginnt Flavia um ihr eigenes Leben zu fürchten, und Brunetti ermittelt hinter den Kulissen der Oper. Dass es ernst wird, weiß er spätestens nach der Messerattacke auf einen gemeinsamen Freund.

Kenntnisreiche Einblicke

Den 24. Brunetti-Fall lässt die klassik-begeisterte Donna Leon in ihrem Lieblings-Metier, der Oper spielen. Anders als bei früheren Themen wie Menschenhandel, Prostitution oder Rüstungsimporten dürfte ihr die Recherche diesmal besonders leichtgefallen sein, denn sie ist mit Sängern und Dirigenten befreundet und kennt deren Alltag. Sie gibt kenntnisreiche Einblicke in Puccinis "Tosca" und beschreibt zum Thema "Stalking" realitätsnah die Probleme eines prominenten Sängerlebens. Flavia ist ihr Sprachrohr für Insiderwissen aus dem Opernbetrieb, so, wenn sie Brunetti erzählt:

"Ich sage dir, wenn das Singen nicht wäre, würde niemand sich dazu hergeben, erklärte sie heftig. Das viele Reisen, in Hotels wohnen, in Restaurants essen, immer darauf achten, bei nichts ertappt zu werden, dass einen die Karriere kosten könnte, immer aufpassen, was man sagt, weil jedes falsche Wort einen in die Schlagzeilen bringen kann, immer dafür sorgen, dass man genug schläft, nicht zu viel essen, nicht zu viel trinken, immer höflich sein, vor allem den Fans gegenüber." Zitat aus dem Buch

Dilemma der Existenz als Star

Die Schlussszene von Puccinis "Tosca" gleich zu Beginn des Romans als reales Verbrechen zu inszenieren, ist eine interessante Idee. Erstaunlicherweise gibt es in diesem Krimi der Donna Leon keinen Mord, und das Tatmotiv für das "Stalking" bietet mehrere Interpretationsansätze. Dennoch ist "Endlich mein" unterhaltsam und spannend. Vor allem nutzt Donna Leon die Gelegenheit, die Probleme eines Lebens als Star zu beleuchten. Der philosophierende Brunetti wird allerdings nicht jünger: Hoffentlich müssen wir uns keine Sorgen um das Fortbestehen des venezianischen Commisarios und seiner Mannschaft aus der Questura machen.

"Donna Leon: Endlich mein"

320 Seiten
24,00 Euro
erschienen im Diogenes Verlag

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