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Buch - "Musenküsse" Mason Currey über Künstler und ihre Rituale

Schubert rauchte Pfeife, Glenn Gould schwor auf den Mix aus Valium und Kaffee. Für sein Buch "Musenküsse" hat der Amerikaner Mason Currey 88 Berühmtheiten und ihre kreativen Schaffensprozesse zusammengestellt.

Buchcover Musenküsse | Bildquelle: kein & Aber

Bildquelle: kein & Aber

Igor Strawinsky pflegte gegen 8 Uhr aufzustehen, ein paar Leibesübungen zu machen und dann von neun bis eins ohne Pause durch zu arbeiten. Wolfgang Amadeus Mozart hingegen war bereits um 6 Uhr früh frisiert, um 7 Uhr ganz angekleidet und schrieb dann bis 9 Uhr. Franz Schubert setzte sich täglich um 6 Uhr morgens an den Schreibtisch und komponierte bis 1 Uhr am Nachmittag. Dabei wurden "einige Pfeifchen geschmaucht."


Morgenstund hat Gold im Mund und Künstler sind offensichtlich fleißiger als ihr Ruf. Strawinsky, Mozart, Schubert, alles Frühaufsteher, auch wenn die Nacht vorher lang war. Denn gegessen und vor allem getrunken wird in Künstlerkreisen viel, daheim oder in Cafés. Überhaupt wird gern konsumiert: Jazz-Trompeter Louis Armstrong nahm vor jedem Auftritt ein ganze Reihe Tabletten, danach begnügte er sich mit einem Joint.

Etwas Valium zum Kaffee?

Glenn Gould im August 1959 | Bildquelle: picture-alliance/dpa Glenn Gould | Bildquelle: picture-alliance/dpa Glenn Gould, der seine kostbaren Pianistenhände täglich 20 Minuten in brühheißem Wasser badete, schwörte auf den Mix aus einer Valiumtablette und Kaffee mit 2 Stück Zucker und Sahnehaube. Genauso wichtig sind Spaziergänge. Erik Satie schlenderte jeden Morgen 8 Kilometer von der Pariser Banlieu in die Stadtmitte, Ludwig van Beethoven marschierte nachmittags flotten Schritts durch Wien. Selbst der melancholische Peter Tschaikowsky ließ sich nicht lumpen. Er hatte irgendwo gelesen, dass man täglich 2 Stunden spazieren gehen solle, um gesund zu bleiben. Und so hielt er sich stur und fast abergläubisch an diese Regel. Überhaupt sind Rituale das, was den Künstleralltag zusammenhält. Beethovens Frühstück bestand aus Kaffee, den er sich selbst mit größter Sorgfalt zubereitete. So bestimmte er, dass für jede Tasse sechzig Bohnen nötig waren und zählte sie exakt ab.

Der Autor Haruki Murakami bringt das Zwanghafte auf den Punkt: "Einzig die Wiederholung wird wichtig, ja hypnotisch. Ich hypnotisiere mich selbst, um auf eine höhere Bewusstseinsebene zu gelangen."

Seien sie auch noch so absurd, die meisten Künstler begegnen ihren sonderbaren Ritualen mit einer gesunden Portion Humor. Und da und dort wird es in Mason Curreys unglaublich kuriosem und heiter zu lesendem Buch "Musenküsse" über 88 Künstler und ihren kreativen Alltag auch so richtig rauschhaft und exzentrisch. Wer hätte das gerade von Dmitrij Schostakowitsch gedacht, der von sich selber sagte, dass die rasende Geschwindigkeit, mit der er komponiere, ihn besorgt mache, er sich aber nicht zurück halten könne: "Es ist anstrengend und recht unangenehm, und am Ende fehlt einem jegliches Vertrauen in das Ergebnis. Aber ich werde diese schlechte Angewohnheit einfach nicht los."

Buch-Info

"Für mein kreatives Pensum gehe ich unter die Dusche." - Musenküsse

Ein Buch von Mason Currey
Verlag: Kein & Aber

Preis: 14,90 €
256 Seiten, gebundene Ausgabe

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