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Album der Woche – Akamus mit Beethoven und Knecht Zwei musikalische Naturschilderungen

Hätten Sie's gewusst? Das nächste Beethoven-Jahr ist bereits 2027. Da steht nämlich der 200. Todestag von Beethoven an. Seit einiger Zeit stemmt das Label Harmonia Mundi die Edition "2020/2027" – und kann sich dabei auf Künstler wie René Jacobs oder Isabelle Faust stützen. Ziel des Projekts ist auch, Beethoven seinen Zeitgenossen gegenüberzustellen. Mit dabei ist die Akademie für Alte Musik Berlin. Auf ihrem aktuellen Album haben die Musiker "Natur-Symphonien" von Beethoven und seinem Vorläufer Justin Heinrich Knecht kombiniert.

CD-Cover: Akademie für Alte Musik mit Beethoven und Knecht | Bildquelle: Harmonia Mundi

Bildquelle: Harmonia Mundi

Der CD-Tipp zum Anhören

Munter plätschert der Gebirgsbach in Justin Heinrich Knechts Großer Symphonie mit dem malerischen Titel "Das musikalische Porträt der Natur". Beethoven muss diese "Natur-Symphonie" von 1785 gekannt haben, als er zwanzig Jahre später seine "Pastorale" schrieb – darauf deuten schon die ähnlichen poetischen Satztitel hin. Bei Beethoven klingt die "Szene am Bach" eleganter, fast schon romantisch – und die Akademie für Alte Musik Berlin liefert dazu ihren farbigen historischen Sound, glasklar wie Quellwasser.

Krachende Donnerschläge

Im Zentrum beider Symphonien steht ein heftiges Gewitter, das Knecht und Beethoven drastisch in Musik gesetzt haben. Erstaunlich, wie gekonnt der Schwabe Knecht eine Generation vor Beethoven das damalige Instrumentarium für solche Klangeffekte nutzte. Die Akademie für Alte Musik ist zwar eher klein besetzt, aber der Einsatz der alten Pauken macht doch ordentlich Wirkung und sorgt für krachende Donnerschläge.

Kurz und bündig

Dieses Album muss man haben …
… weil es einen aufschlussreichen Blick in Beethovens Komponierwerkstatt erlaubt.

Dieses Album lohnt sich …
… weil es kaum Einspielungen von Knechts "Natur-Symphonie" gibt.

Dieses Album kommt zur rechten Zeit …
… weil es die Ohnmacht des Menschen angesichts der Naturgewalten spiegelt.

Handgreiflich spürbare Dramatik

In Beethovens Sechster Symphonie klingt das Unwetter naturalistischer, kühner, fast schon wie bei Wagner – obwohl Beethoven im Untertitel zu seiner "Pastorale" betont: "Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei". In der wilden Interpretation der Berliner Akademie wird die Dramatik geradezu handgreiflich spürbar: Der Mensch ist den Naturgewalten ausgeliefert. Umso erlösender wirkt dann in beiden Symphonien die Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer der Natur, wenn das Schlimmste vorbei ist. Bei Knecht klingt das ungemein festlich – und erinnert nebenbei an den Jubel in Bachs "Weihnachtsoratorium".

Instrumentaler Gesang

Beiden Symphonien widmet sich die Akademie für Alte Musik Berlin mit derselben Hingabe. Man kann nur staunen, wie präzise das Ensemble auch Beethovens großangelegte "Pastorale" stemmt – ohne Dirigent, nur mit Sichtkontakt zum Konzertmeister Bernhard Forck. Wunderbar ätherisch klingt der friedliche Schluss bei den Berlinern. Sie spannen weite Melodiebögen und "singen" auf ihren Instrumenten, dass es einem unter die Haut geht.

Infos zur CD

Justin Heinrich Knecht:
"Le Portrait musical de la Nature ou Grande Symphonie" G-Dur
Ludwig van Beethoven:
Symphonie Nr. 6 F-Dur op. 68 "Pastorale"

Akademie für Alte Musik Berlin
Konzertmeister: Bernhard Forck

Label: Harmonia Mundi

Sendung: "Piazza" am 21. März 2020, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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