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Album der Woche – Friedrich Gulda und die Münchner Philharmoniker Mozart: Klavierkonzerte Nr. 20 & 26

Mozart war sein Gott – ein Leben lang hat sich der im Jahr 2000 verstorbene Wiener Pianist Friedrich Gulda mit Mozart beschäftigt. Auch die beiden Klavierkonzerte Mozarts, die jetzt neu auf CD vorliegen, hat Gulda natürlich mehrfach aufgenommen. Aber die bislang unveröffentlichten Archivschätze vermitteln doch viel von der Live-Atmosphäre im Münchner Gasteig: Da leitete Gulda vom Flügel aus die Münchner Philharmoniker. Der Konzertmitschnitt vom Münchner Klaviersommer 1986 stammt aus dem Archiv des Bayerischen Rundfunks.

CD-Cover: Friedrich Gulda spielt Mozart-Klavierkonzerte | Bildquelle: MPHIL

Bildquelle: MPHIL

Das Album der Woche zum Anhören

Quirlig wie in einer Opera buffa geht es bei Friedrich Gulda in Mozarts "Krönungskonzert" zu: Die Töne perlen, dass es eine Lust ist. Und die Münchner Philharmoniker kommen manchmal kaum hinterher, wenn Gulda nach vorne prescht. Aber Gulda sucht vom Flügel aus immer den Kontakt zu den Musikern, animiert sie zu einem lebendigen Dialog. Sein brillantes, überaus elegantes Mozart-Spiel reißt aber auch Wunden auf in diesem vermeintlich unkomplizierten Konzert. Mit unerbittlicher Härte stellt er harmonische Kühnheiten aus. Es sind diese Kontraste, die Guldas Mozart-Kosmos so reich machen. Im langsamen Satz des "Krönungskonzerts" findet er zu einem wunderbar schlichten Tonfall, zu einem unschuldigen Ausdruck tiefster Versenkung – das hat eine ganz eigene Magie.

Kurz und bündig

Dieses Album muss man haben …
… weil es exemplarisch vorführt, wie überzeugend traditionelles Mozart-Spiel auch ohne historische Aufführungspraxis klingen kann.

Dieses Album lohnt sich …
… weil es einen der wenigen Live-Auftritte Guldas mit den Münchner Philharmonikern dokumentiert.

Dieses Album lädt ein zum …
… Staunen – wie unerbittlich und zugleich beseelt man Mozart spielen kann.

Dieses Album führt bei Überdosis zu …
… Gulda-Fieber!

Lässiger Swing

Das Besondere an Guldas Mozart-Spiel: Auch in solchen innigen Momenten hat sein Anschlag nichts Verzärteltes, gar Verzopftes, sondern kommt immer markant auf den Punkt. Das gilt natürlich noch viel mehr für Mozarts dämonisches Klavierkonzert in d-Moll – die düstere Tonart hat er dann erst wieder im "Don Giovanni" und im Requiem aufgegriffen. Scharf akzentuierte Dramatik trifft bei Gulda auf lässigen Swing. In der B-Dur-Romanze lässt Gulda die eingängige Melodie graziös ausschwingen – vollkommen natürlich und organisch, bevor dann auch hier dunkle Wolken aufziehen.

Ungekünstelte Selbstverständlichkeit

Klar, dass in diesen Live-Dokumenten das Zusammenspiel mit den Münchner Philharmonikern nicht immer perfekt, dass mancher Einsatz verwackelt ist – aber das macht der große Kommunikator Gulda durch die Inspiration des Augenblicks allemal wett. Gulda begegnet seinem Mozart mit ungekünstelter Selbstverständlichkeit, mit großem Ernst und schonungslosem Zugriff – bevor ihn dann wieder sein kindlicher Spieltrieb packt. Einfach unwiderstehlich!

Friedrich Gulda spielt Mozart

Wolfgang Amadeus Mozart:
Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll, KV 466
Klavierkonzert Nr. 26 D-Dur, KV 537 "Krönungskonzert"

Münchner Philharmoniker
Klavier und Leitung: Friedrich Gulda
(Live-Aufnahmen von 1986)

Label: MPhil

Sendung: "Piazza" am 21. September 2019, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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