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Album der Woche – Joseph Haydn Missa Cellensis

Sie ist ein frühes Werk Haydns, aber kein leichtgewichtiges: Eine Aufführung der kompletten Missa Cellensis dauert eine gute Stunde. Die Messe liegt jetzt in einer Neueinspielung mit dem RIAS Kammerchor und der Akademie für Alte Musik Berlin unter der Leitung von Justin Doyle vor. Und die Interpreten lassen der prächtigen Komposition in all ihren Facetten Gerechtigkeit widerfahren.

CD-Cover: Joseph Haydn: Missa Cellensis | Bildquelle: Harmonia Mundi

Bildquelle: Harmonia Mundi

Der CD-Tipp zum Anhören

Er hatte es geschafft. Man schrieb das Jahr 1766, Joseph Haydn war gerade 34 Jahre alt, und das Schicksal wollte es, dass er nach dem Tod des alten Hofkapellmeisters Gregor Joseph Werner dessen Erbe als neuer Hofkapellmeister derer von Esterhazy im burgenländischen Eisenstadt antrat. Eine Lebensstellung!

Überschwänglicher Lobgesang

Warum aber begann er er nun ausgerechnet im selben Jahr mit seiner Missa Cellensis, die offenbar von der Wallfahrtskirche Mariazell inspiriert war, die er schon als 20-jähriger aufgesucht hatte, um dort Sängerknabe zu werden? Erfolglos seinerzeit. Die Esterhazys hatten mit Mariazell rein nichts zu tun. Die Beweggründe sind unklar. Vielleicht war es einfach nur ein überschwänglicher Lobgesang, ein ganz persönlicher Dankgottesdienst Haydns für den Job seines Lebens.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer ...
... in 2020 Zuflucht und musikalische Behausung vor dem ultimativen Beethoven-Overkill sucht.

Dieses Album muss man haben, wenn ...
... man die geistliche Musik Haydns als unversiegbaren Quell lauteren Gotteslobpreises schätzt. Denn es gibt viel zu entdecken jenseits der Schöpfung und den Jahreszeiten!

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil ...
... in den 17 Sätzen mit dem RIAS Kammerchor, hervorragenden Solisten und Akamus unter Justin Doyle garantiert keine Langeweile aufkommt.

Heiter-jubilierend und versonnen-andächtig

Missa Cellensis in honorem Beatissimae Virignis Mariae, die große Mariazeller Messe oder vielfach auch mit dem nicht authentischen Titel Cäcilienmesse belegt – ein Werk noch ganz der Tradition verhaftet, aber auch schon vorsichtig auf die späten symphonischen Messen verweisend. Stark in den Affekten, heiter-jubilierend und versonnen-andächtig. Langeweile kommt hier in den insgesamt 17 Sätzen keine auf. Umso weniger, wenn die Solisten, der RIAS Kammerchor und die Akademie für Alte Musik Berlin unter der sprudelnden Leitung von Justin Doyle so zupackend, frisch und energisch zu Werke gehen.

Nicht nur zur Weihnachtszeit

Nicht nur, weil auch diese frühe Messe Joseph Haydns gegenüber seinen späteren eher ein aufführungspraktisches Schattendasein fristet, sondern weil sie von ansteckend-begeisterndem Lobpreis durchdrungen ist, ist diese neue Scheibe nicht nur für eine festlich-strahlende Weihnachtszeit wie gemacht. Zum Lobe der Jungfrau Maria und seines Schöpfers Joseph Haydn.

Infos zur CD

Joseph Haydn:
Missa Cellensis
in honorem Beatissimae Virginis Mariae

RIAS Kammerchor und Solisten
Akademie für Alte Musik
Leitung: Justin Doyle

Label: Harmonia Mundi

Sendung: "Piazza" am 11. Januar 2020, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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