BR-KLASSIK

Inhalt

Album der Woche – Laurence Equilbey dirigiert Beethoven: Tripelkonzert & Chorfantasie

Dirigentinnen vor! Laurence Equilbey stammt aus Paris, war Schülerin von Nikolaus Harnoncourt und ist fest in der Originalklang-Szene verwurzelt. Für ihre Projekte hat sie eigene Ensembles gegründet, unter anderem das Insula Orchestra, das auf historischen Instrumenten spielt. Mit ihren Musikern hat Laurence Equilbey jetzt ein Beethoven-Album herausgebracht: Raritäten wie die Chorfantasie und das Tripelkonzert klingen auf einem Pleyel-Flügel von 1892 verblüffend authentisch und doch erfrischend heutig.

CD-Cover: Laurence Equilbey dirigiert Beethoven | Bildquelle: Erato

Bildquelle: Erato

Das Album der Woche zum Anhören

Mit der Pranke des Löwen eröffnete Ludwig van Beethoven 1808 in Wien seine Chorfantasie – damals saß er selbst am Klavier und "fantasierte", also improvisierte genial drauflos. Dieses einleitende Solo spielt Bertrand Chamayou in der aktuellen Aufnahme auf einem restaurierten Pleyel-Flügel von 1892 – mit glasklarem Anschlag und virtuosem Zugriff. Bevor er dann in einen Dialog mit dem Orchester einsteigt.

Die "Kleine Neunte"

Im historischen Insula Orchestra stechen vor allem die lustig schmetternden Naturhörner heraus. Da ähnelt Beethovens Chorfantasie dann schon einem Klavierkonzert. Die unkonventionelle Komposition vereint Züge einer Symphonie und einer Kantate. Denn am Ende übernimmt der klangvolle Kammerchor Accentus die von Beethoven variierte Melodie und jubelt. Kein Wunder, dass man Beethovens Chorfantasie auch als "Kleine Neunte" bezeichnet hat.

Kurz und bündig

Dieses Album lohnt sich, weil …
… man diese Beethoven-Raritäten nur selten im Konzertsaal hört.

Dieses Album hat gefehlt, weil …
… es kaum Aufnahmen dieser Stücke im Originalklang gibt.

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… der Klang insbesondere des historischen Flügels bezaubernd ist.

Dieses Album hört man am besten …
… wenn man sich in Hochstimmung versetzen will.

Furiose Steigerungen

Die Dirigentin Laurence Equilbey sorgt bei aller Spielfreude für präzise Artikulation, fließende Tempi und schlanken Klang. Mit dynamischen Kontrasten und furiosen Steigerungen baut sie Spannung auf. Das gilt auch für das Tripelkonzert – noch so ein Unikum. Hat Beethoven dem Orchester hier doch ein komplettes Klaviertrio an die Seite gestellt. Die Geigerin Alexandra Conunova, die Cellistin Natalie Clein und der Pianist David Kadouch können sich auf ihren historischen Instrumenten im langsamen Satz wunderbar aussingen.

Ping-Pong-Spiel

In der abschließenden Polonaise treiben die drei Solisten das Ping-Pong-Spiel auf die Spitze – untereinander und mit dem Orchester. Das Beethoven-Jahr jedenfalls kann kommen: Mitreißender und inspirierter wird man diese Raritäten auch 2020 kaum erleben.

Laurence Equilbey dirigiert Beethoven

Ludwig van Beethoven:
Fantasie für Klavier, Chor und Orchester c-Moll, op. 80
Konzert für Violine, Violoncello und Klavier C-Dur, op. 56

op. 80:
Bertrand Chamayou (Klavier)
Sandrine Piau und Kristina Vahrenkamp (Sopran)
Anaïk Morel (Alt)
Stanislas de Barbeyrac und Jean-François Chiama (Tenor)
Florian Sempey (Bariton)
Kammerchor Accentus

op. 56:
Alexandra Conunova (Violine)
Natalie Clein (Violoncello)
David Kadouch (Klavier)

Insula Orchestra
Leitung: Laurence Equilbey

Label: Erato

Sendung: "Piazza" am 27. Juli 2019, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

BR-KLASSIK empfiehlt

    AV-Player