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Album der Woche – Louise Farrenc Symphonien Nr. 1 & 3

Immer mehr Komponistinnen werden wiederentdeckt – Zeit wurde es. Dabei gehört die französische Romantikerin Louise Farrenc schon zu den bekannteren Namen, weil viele ihrer Kompositionen bereits auf CD vorliegen. Braucht es da noch eine weitere Gesamteinspielung ihrer Orchestermusik? Ja, weil die für das Label ERATO derzeit entstehende Farrenc-Edition zum ersten Mal auf historischen Instrumenten realisiert wird. Initiatorin ist französische Dirigentin Laurence Equilbey mit ihrem eigenen, 2012 gegründeten Insula Orchestra.

CD-Cover Louise Farrenc: Symphonien Nr. 1 & 3 | Bildquelle: Erato

Bildquelle: Erato

Der CD-Tipp zum Anhören

Wie aus dem Nichts, mit einer wehmütigen Klarinetten-Melodie tastet sich Louise Farrenc in ihre Erste Symphonie vor. Doch dann überrumpelt sie uns mit dramatischen Orchesterschlägen, dass man unwillkürlich zusammenzuckt. Die Dirigentin Laurence Equilbey arbeitet solche Überraschungsmomente in Farrencs Musik mit fiebriger Energie heraus. Das ist ein leidenschaftliches Stürmen und Drängen in der Beethoven-Nachfolge, geschärft durch den knackigen Sound der historischen Instrumente im Insula Orchestra.

Eine Ausnahmeerscheinung

Louise Farrenc ist unter den Komponistinnen des 19. Jahrhunderts eine Ausnahmeerscheinung. Denn sie hatte einen Mann, der sie rückhaltlos unterstützte und ihre Werke in seinem Musikverlag publizierte. Als einzige Klavierprofessorin am Pariser Konservatorium kämpfte sie darum, dasselbe Gehalt wie ihre Kollegen zu bekommen – mit Erfolg! Während Farrencs Erste Symphonie in Paris keine Aufführungschance hatte, wurde ihre Dritte in die damals tonangebende Pariser Konzertreihe der Société des concerts aufgenommen. Die Uraufführung 1849 bescherte ihr den Durchbruch – und das im Opern-versessenen Paris!

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer …
… sich im normalen Konzertbetrieb mit seinem immer gleichen Repertoire nach Abwechslung sehnt.

Dieses Album lohnt sich, weil …
… man hier unbedingt hörenswerte Musik einer Komponistin aus dem 19. Jahrhundert kennenlernen kann.

Dieses Album hat gefehlt, weil …
… Orchestermusik von Louise Farrenc hier zum ersten Mal auf historischen Instrumenten präsentiert wird.

Dieses Album lädt zum Nachdenken ein, warum …
… diese packenden Symphonien fast nie im Konzertsaal zu erleben sind.

Laurece Equilbey und ihr famoses Ensemble

Equilbey bringt den Facettenreichtum der Dritten Symphonie gekonnt zur Geltung. Einerseits bezaubert das Insula Orchestra mit poetischen Holzbläser-Passagen, für die Farrenc eine besondere Vorliebe hatte. Andererseits kehrt Equilbey das Pathos im Trauermarsch-artigen Adagio mit grandioser Wucht heraus. In eine ganz andere Welt führt das wirbelnde Scherzo à la Mendelssohn – bei Equilbey und ihrem famosen Ensemble huscht das virtuos vorüber.

Rhythmische Verve und melodiöse Eleganz

In ihrer Interpretation vereint Laurence Equilbey rhythmische Verve mit melodiöser Eleganz. Wie Nikolaus Harnoncourt begreift sie "Musik als Klangrede", lässt Louise Farrencs Stimme mit prägnanter Artikulation zu uns sprechen. Mit Abstand die beste Einspielung von Farrencs Symphonik bislang – man kann sich auf die zweite Folge freuen!

Infos zur CD

Louise Farrenc:
Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 32
Symphonie Nr. 3 g-Moll op. 36

Insula Orchestra
Leitung: Laurence Equilbey

Label: Erato

Sendung: "Piazza" am 21. August 2021 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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