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Album der Woche – Javier Perianes spielt Ravel "Jeux de Miroirs"

"Spiegelspiele" heißt dieses Album mit Klavier- und Orchestermusik von Maurice Ravel. Gegenübergestellt werden original für Klavier komponierte Stücke und Ravels eigene Orchestrierungen. Ein spanisch-französisches Interpretenteam ist dafür ins Aufnahmestudio gegangen: Der Pianist Javier Perianes spielt mit dem Orchestre de Paris unter der Leitung von Josep Pons. Die CD ist eine Hommage an Ravel als einen der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.

CD-Cover: Maurice Ravel – "Jeux de Miroirs" | Bildquelle: Harmonia Mundi

Bildquelle: Harmonia Mundi

Das Album der Woche zum Anhören

Sein "Morgenständchen eines Narren", das "Alborada del grazioso", komponiert Maurice Ravel 1905 zuerst für sein Instrument, das Klavier. Er schreibt es als viertes Stück seiner "Miroirs", der sogenannten "Spiegelbilder". Für Orchester setzt er das virtuose Werk dann erst über zehn Jahre später. Die Anklänge an spanische Musik sind unüberhörbar und treten noch deutlicher hervor als in der Klavierversion: Zwei Harfen und das Pizzicato der Geigen erinnern an den Klang andalusischer Gitarren. Kastagnetten, Tamburin und andere Schlaginstrumente verstärken die rhythmischen Flamenco-Assoziationen. Die häufigen Stimmungswechsel wirken rastlos und unberechenbar, eben wie für einen Narren geschrieben.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer ...
... Ravels Musik liebt oder entdecken möchte.

Dieses Album hat gefehlt, weil ...
... Ravels Könnerschaft zu komponieren und instrumentalisieren selten so unmittelbar nebeneinander erlebbar sind.

Dieses Album führt bei Überdosis zu ...
... Ravel-Fieber.

Farbenreicher musikalischer Bogen

"Alborada del grazioso" einerseits in der Orchester- und andererseits in der Klavierfassung rahmt die schöne CD mit dem Titel "Jeux de miroirs" – "Spiegelspiele", die ganz Ravels Musik gewidmet ist. Dazwischen stehen der Zyklus "Le Tombeau de Couperin" für Klavier und für Orchester und das G-Dur-Klavierkonzert. So wird ein sehr farbenreicher musikalischer Bogen gespannt, der repräsentativ ist für den im französischen Baskenland geborenen Komponisten. Ravel orchestrierte einige seiner Klavierstücke, aber auch Schumanns "Carnaval" und Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung". Die unmittelbare Gegenüberstellung seiner eigenen Stücke im Original und in der instrumentierten Version zeigt auf dieser CD eindrücklich Ravels Könnerschaft.

Historisierende Anspielungen und Jazz-Anklänge

Weit mehr als eine Hommage an den Komponistenkollegen Francois Couperin und barocke Cembalomusik ist der Zyklus "Le Tombeau de couperin". In historisierende Anspielungen mischen sich Jazz-Anklänge, raffinierte Akkordbrechungen und harmoniefremde Töne.

Packende Interpretationen großartiger Musik

Dem spanischen Pianisten Javier Perianes scheint Ravels Musik instinktiv zugänglich zu sein. Er bringt sie jedenfalls virtuos und fesselnd zum Klingen, auch das G-Dur-Konzert, das bei der spiegelgleichen Album-Dramaturgie im Zentrum steht. Mit dem katalanischen Dirigenten Josep Pons am Pult des Orchestre de Paris verbindet ihn offensichtlich die rhythmische Vertrautheit mit spanischer Folklore. So besticht diese wunderbare CD nicht nur durch eine interessante Zusammenstellung und Stückanordnung, sondern durch die packende Interpretation dieser großartigen Musik. Es ist eine Liebeserklärung an das reiche Farbspektrum französisch-impressionistischer Klänge.

"Jeux de Miroirs"

Maurice Ravel:
Klavierkonzert G-Dur
"Alborada del gracioso" (Klavier- und Orchesterfassung)
"Le Tombeau de Couperin" (Klavier- und Orchesterfassung)

Javier Perianes (Klavier)
Orchestre de Paris
Leitung: Josep Pons

Label: Harmonia Mundi

Sendung: "Piazza" am 28. Dezember 2019 um 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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