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Album der Woche – Piazzolla: "Variations on Buenos Aires" Ein spannender Dialog

Für ihr Piazzolla-Album "Variations on Buenos Aires" hat die niederländische Geigerin Isabelle van Keulen zwei unterschiedliche Ensembles zusammengebracht: ihr auf Tango Nuevo spezialisiertes, 2011 gegründetes eigenes Ensemble mit Bandoneon, Violine, Klavier und Kontrabass und die 20-köpfige Deutsche Kammerakademie Neuss, deren künstlerische Leiterin sie ist. Eine Herzensangelegenheit, die die Musik Astor Piazzollas durch ihre ungewöhnliche Verbindung von Tango-Ensemble und Streichorchester in neuer Spielart erklingen lässt.

CD-Cover: "Piazzolla – Variations on Buenos Aires" | Bildquelle: Berlin Classics

Bildquelle: Berlin Classics

Der CD-Tipp zum Anhören

Um es gleich zu sagen: diese CD ist hinreißend!  Virtuos und beseelt, dramatisch und schmachtend, zärtlich und zupackend. Jeder Ton sitzt, jede Emotion trifft ins Mark. Gespielt wird mit großer Leidenschaft auf höchstem Niveau. Es muss nicht immer gut gehen, wenn sich zwei verschiedene Ensembles für ein gemeinsames Projekt zusammentun. Das vierköpfige Isabelle van Keulen Ensemble mit Bandoneon, Violine, Klavier und Kontrabass und ein 20-köpfiges Streichorchester. Doch bei Piazzollas Tango-Klassikern passt es, beide Formationen treten in einen spannenden Dialog miteinander, wie in der Filmmusik "Oblivion".

Behutsame Bearbeitungen

Eine Reise nach Buenos Aires mit der Musik von Astor Piazzolla. Mit dabei ist natürlich das Instrument der argentinischen Tangolegende – das Bandoneon! Neun Piazzolla-Stücke hat der Bandoneon-Spieler Christian Gerber extra für dieses Album bearbeitet, hat die Instrumentierung an die dynamische Bandbreite der großen Besetzung behutsam angepasst, Einleitungen oder Gegenstimmen hinzukomponiert.

Kurz und bündig

Dieses Album lohnt sich, weil …
… es Herz und Tanzbein bewegt.

Dieses Album hat gefehlt, weil …
… es Piazzollas Tangos auf kluge Weise hinaus in die Welt des Orchesters trägt und dabei den Tango-Ton wunderbar trifft.

Dieses Album passt …
… in jeder Lebenslage.

Dieses Album lädt ein zu …
… einer Reise nach Buenos Aires mit der Musik des großen Kosmopoliten Piazzolla.

Innige Passagen mit Herzblut

Peitschende Akzente treffen auf süffigen Streichersound. Der Tango-Ton ist wunderbar getroffen, inklusive rauer und "schmutziger" Momente mit geräuschhaften Geigeneffekten. Schließlich ist der Tango keine sterile, cleane Angelegenheit, denn er stammt aus den Hafenkaschemmen und Bordellen von Buenos Aires. Immer wieder gibt es innige Passagen, etwa in "Adiós Nonino", dem berühmten Porträt des verstorbenen Vaters. Hier legt die seit vielen Jahren für den Tango entflammte Isabelle van Keulen alle Wärme, alles Herzblut in ihren Geigenton.

Neuartige Würdigung

Das Album fängt gekonnt die Stimmungen und Tonlagen von Astor Piazzollas großem Tango-Kosmos ein und ist eine neuartige Würdigung des kosmopolitischen Komponisten, der mit 70 Jahren am 4. Juli 1992 in Buenos Aires starb und über den Tango hinaus seinen festen Platz in der modernen Musik hat. Dem Tango-Quartett von Isabelle van Keulen, Christian Gerber, Pianistin Ulrike Payer und Kontrabassist Rüdiger Ludwig ist mit jedem Ton anzuhören, wie sehr es die Sprache des Tangos sensibel verinnerlicht hat.

Überzeugende Mischung

Die CD bewegt Herz und Tanzbein! Überzeugt mit ihrer Mischung aus packender Orchesterfülle und besänftigender Kammermusik, rasanter Kraft und ruhiger Melancholie. Auf Augenhöhe begegnen sich hier die exzellenten Streicher der Deutschen Kammerakademie Neuss und das Isabelle van Keulen Ensemble – ein Glücksfall!

Infos zum Album

Piazzolla – "Variations on Buenos Aires"

Isabelle van Keulen Ensemble:
Isabelle van Keulen (Violine)
Christian Gerber (Bandoneon)
Ulrike Payer (Klavier)
Rüdiger Ludwig (Kontrabass)

Deutsche Kammerakademie Neuss

Label: Berlin Classics

Sendung: "Piazza" am 02. April 2022 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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