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Album der Woche – Robert Schumann & Christian Jost: "Dichterliebe" Zwei Versionen eines berühmten Liederzyklus

Heinrich Heine ist der meistvertonte Dichter deutscher Sprache. Und das gilt nicht nur für das 19. Jahrhundert. Jüngstes Beispiel ist die von dem deutschen Komponisten Christian Jost jetzt auf CD erschiene Komposition der berühmten Gedichtsammlung "Dichterliebe". Wobei sich Josts Musik bewusst auf die berühmte Vertonung durch seinen Kollegen Robert Schumann bezieht.

CD-Cover Robert Schumann & Christian Jost: "Dichterliebe" | Bildquelle: Deutsche Grammophon

Bildquelle: Deutsche Grammophon

Der CD-Tipp zum Anhören

 "Es ist diese schmale Linie zwischen Schmerz und Leichtigkeit, die die Dichterliebe von Heinrich Heine auszeichnet", sagt der Komponist Christian Jost. Robert Schumann hat den berühmtesten Gedichtzyklus des 19. Jahrhunderts vor 170 Jahren kongenial in Musik übersetzt. Und Christian Jost hat Schumanns Musik als Grundlage für seine Neukomposition dieses Gedichtzyklus‘ genommen.

Räume betreten, deren Türen Schumann aufgestoßen hat

Heine beschreibt in 16 Episoden das Aufblühen einer Liebe, die Seligkeiten des Verliebtseins sowie den Schmerz des Zerbrechens dieser Liebe. Christian Jost ging es in seiner Neufassung von Schumanns Musik darum, das harmonische Material von Schumann weiterzudenken, es zu erweitern und dadurch – wie er sagt – neue Räume zu betreten, deren Türen Schumann aufgestoßen hat. Das gelingt Jost vor allem durch geschickte Klangfarbenmischungen in dem von ihm verwendeten neunköpfigen kleinen Orchester sowie durch dezente harmonische Verfremdungen, die gewissermaßen die Irritationen, den unheilvollen Untergrund dieser Liebesgedichte darstellen.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer …
… die Dichterliebe von Schumann liebt.

Dieses Album lohnt sich, weil…
… sich ein Komponist getraut hat, Schumann weiterzukomponieren.

Dieses Album hat gefehlt, weil …
… in Sachen zeitgenössische Liedkomposition derzeit eher wenig zu hören ist.

Dieses Album lädt ein ...
...
zum Nachdenken und Nachempfinden von Heine und Schumann

Peter Lodahl singt Josts Neukomposition der "Dichterliebe" mit klarer, natürlich wirkender Tenorstimme und erfreulich genauer Deklamation und ist damit eine ideale Ergänzung zu Stella Doufexis, die die Schumann-Lieder im Original auf dieser CD singt. Es war das gemeinsame Projekt des Ehepaars Doufexis und Jost, diese beiden Lieder-Zyklen gemeinsam aufzunehmen.

Klingendes Vermächtnis

Doch nach der Aufnahme der Schumann-Lieder erkrankte die Sopranistin, die an der Komischen Oper Berlin viele Erfolge gefeiert hat, schwer und starb, noch bevor das Projekt zu Ende geführt werden konnte. Nun hat Christian Jost es mit dem hervorragenden dänischen Tenor Peter Lodahl zu Ende geführt und das Label Deutsche Grammophon hat dieses spannende musikalische Experiment auf CD herausgebracht. Ergänzt wird die CD noch durch den Schumann-Liederzyklus "Liederkreis" nach Gedichten Joseph von Eichendorffs – ebenfalls gesungen von Stella Doufexis. Ein schönes klingendes Vermächtnis dieser leider viel zu früh gestorbenen Sängerin.

"Dicherliebe"

Robert Schumann / Christian Jost:
"Dichterliebe"
Robert Schumann:
"Dichterliebe", op. 48

Schumann: Stella Doufexis (Sopran), Daniel Heide (Klavier)
Jost: Peter Lodahl (Tenor), Horenstein Ensemble

Label: Deutsche Grammophon

Sendung: "Piazza" am 17. August 2019, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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