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Album der Woche – Veress und Bartók Kammermusik aus Ungarn

Das Kammermusikfest Lockenhaus gilt als eines der interessantesten Treffpunkte für Kammermusikfans. 1981 von Gidon Kremer gegründet, entwickelte es sich schnell zu einer international renommierten Adresse. Seit 2011 leitet der Cellist Nicolas Altstaedt das Festival und führt das Erbe Kremers fort. Beim Label Alpha ist nun die erste Aufnahme in Partnerschaft mit dem neu besetzten Festival erschienen: Bartóks frühes Klavierquintett und das Streichtrio des Bartók-Schülers Sándor Veress, interpretiert von ausgezeichneten Musikern wie Vilde Frang, Lawrence Power und Alexander Lonquich.

CD-Cover: Kammermusik von Sandor Veress und Béla Bartók | Bildquelle: Alpha Classics

Bildquelle: Alpha Classics

Das Album der Woche zum Anhören

Schwelgerisch und spätromantisch klingt das gut 40minütige Klavierquintett des 23-jährigen Béla Bartók. Als das Stück 1904 in Wien zur Uraufführung kam, saß der junge Komponist selbst am Klavier. Später verschwand das Manuskript, wurde erst Anfang der 1960er Jahre wiederentdeckt und 1970 erstmals herausgegeben. Schade, dass es bis heute im Konzert kaum zu hören ist. Beim Kammermusikfest in Lockenhaus wurde es letztes Jahr aber programmiert: Vilde Frang und Nicolas Altstaedt musizierten mit dem Geiger Barnabás Kelemen, der Bratschistin Katalin Kokas und dem Pianisten Alexander Lonquich und legten eine spannungsgeladene Interpretation vor. Ein Glück, dass aufgezeichnet wurde!

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben, wer ...
... in einfach wunderschöner Kammermusik schwelgen mag.

Dieses Album muss man haben, weil ...
... man diese Stücke von Béla Bartók und Sándor Veress leider kaum im Konzert erleben kann.

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil ...
... gute Musik von guten Musikern packend gespielt wird.

Ausdrucksstarke Gegensätze

Béla Bartóks frühes Klavierquintett ist auf der CD mit einem reifen Werk des ungarischen Komponisten und Bartók-Schülers Sándor Veress kombiniert, mit dessen einzigem Streichtrio. Veress schrieb dieses zweisätzige Stück innerhalb kurzer Zeit im Sommer 1954. Ausdrucksstarke Gegensätze prägen das Trio: nachdenklich und melancholisch ist der Beginn, der auf Zwölftonreihen aufbaut. Vital und spontan vorwärtsdrängend dagegen der zweite Satz, in dem gezupft, gestrichen und auch mal auf das Instrument geklopft wird.

Verinnerlichtes Spiel und sprühende Musizierlust

Von gehetztem Tanzcharakter bis hin zu volksliedhaften Assoziationen reicht die große Ausdruckspalette und führt auf ein fulminantes Ende zu. So zeigt sich hier auf engstem Raum Charakteristisches von Sándor Veress. Unterschiedlichste kompositorische Traditionen und Verfahrensweisen bringt er zusammen, auf ganz eigene Art und Weise. Die Mischung aus verinnerlichtem Spiel und sprühender Musizierlust fordert weit mehr als hoch virtuoses spieltechnisches Können. Die drei Instrumentalisten Vilde Frang, Lawrence Power und Nicolas Altstaedt loten die reiche Farb- und Klangpalette dieses Trios wunderbar aus und machen Schichten und Linien transparent. Eine fulminante Einspielung!

Tolle Visitenkarte

So ist dieses erste Konzertdokument der neuen Lockenhaus-Ära eine tolle Visitenkarte für den künstlerischen Leiter Nicolas Altstaedt und seine Musikerfreunde; und darüber hinaus: eine Hommage an wenig bekannte Kammermusik von Béla Bartók und Sándor Veress.

Veress und Bartók

Sándor Veress:
Streichtrio
Béla Bartók:
Klavierquintett C-Dur Sz. 23

Vilde Frang, Barnabás Kelemen (Violine)
Lawrence Power, Katalin Kokas (Viola)
Nicolas Altstaedt (Violoncello)
Alexander Lonquich (Klavier)

Label: Alpha Classics

Sendung: "Piazza" am 5. Oktober 2019, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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