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CD - "Little Big" von Aaron Parks Jazz-Album mit neuem Quartett

Der Pianist Aaron Parks ist einer der spannendsten Repräsentanten der jungen amerikanischen Jazzszene. Mit seinem Debütalbum "Invisible Cinema" sorgte er vor zehn Jahren für internationale Furore und begeistert seither mit seiner ebenso poetischen wie eigenständigen Auslegung des Jazzidioms. "Little Big" heißt sein neues Album.

CD-Cover: Aaron Parks "Little Big" | Bildquelle: Ropeadope

Bildquelle: Ropeadope

DER CD-TIPP ZUM ANHÖREN

Der Pianist Aaron Parks ist einer der spannendsten Repräsentanten der jungen amerikanischen Jazzszene. Er stammt aus Seattle, kam vor knapp 20 Jahren mit 16 als Student an die Manhattan School of Music und spielte schon zwei Jahre später in der Band des Trompeters Terence Blanchard weltweit Konzerte. Mit seinem Debütalbum "Invisible Cinema" sorgte er vor zehn Jahren für internationale Furore und begeistert seither mit seiner ebenso poetischen wie eigenständigen Auslegung des Jazzidioms. Er hat zwei vielbeachtete CDs bei ECM herausgebracht – eine Solo- und eine Trioeinspielung. Nun hat er ein neues Quartett: mit E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug an seiner Seite stellt er auf dem Album "Little Big" seine aktuellen Kompositionen.

Ostinato mit Groove-Poesie

Das Herzstück der ersten Komposition - ein hypnotisches Ostinato vom Klavier solo als Inspirationsmotor für eine sich allmählich verdichtende Groove-Poesie – setzt er an den Beginn der CD. Über den im Modern Jazz und im Alternative Rock gerne verwendeten dorischen Modus, eine der Kirchentonarten, die im Mittelalter von Mönchen entwickelt wurde, baut sich das Zusammenspiel der Band harmonisch auf. Das klingt ein bisschen archaisch, aber auch sehr modern. Ohne Eile, aber doch mit einer vorwärtsdrängenden Energie und Intensität entfaltet sich so eine musikalische Entsprechung des Albumtitels, den Aaron Parks auch als Bandnamen für sein Quartett gewählt hat: "Little Big". Denn aus den sieben Tönen der immer wiederkehrenden Figur, dem Kleinen also, erwächst das Große: komplex verwobene Klangwelten.

Bandname aus Fantasy Roman

Tatsächlich hat Aaron Parks den Namen für sein neues Projekt von einem Fantasy Roman namens "Little Big" des amerikanischen Autors John Crowley aus den 80er Jahren abgeleitet, der möglicherweise auch den Vorstellungshorizont für seine, deswegen sicherlich nicht gleich als Programmmusik zu wertenden, Kompositionen geliefert hat. Im Buch geht es um den Zugang zu einer Feenwelt, die parallel zur realen Welt existiert. Vielleicht nicht direkt dorthin, aber durchaus auf den Weg in die eigenen Fantasiewelten, kann man sich mittels der Musik von Aaron Parks gut begeben, finde ich. Mitbringen sollte man dazu die Lust auf seine Jazzdefinition von Anleihen aus der Pop- und Rockästhetik.

15 Titel im magischen Flow

Dann kann man sich in einen musikalischen Flow hineinbegeben, der durchaus Wellen schlägt – auch, wenn die Intensität, das ekstatische Moment, das ein so wichtiger Bestandteil des Jazz ist, hier kaum in expressiven Einzelsoli zum Ausdruck kommt, sondern durch das spannende, gemeinschaftliche Ausgestalten einer in ihrem Grundcharakter fast romantischen Musik. Aus ihr sprechen Melancholie und Zuversicht und – so hat es Aaron Parks, der im Oktober seinen 35sten Geburtstag gefeiert hat, im Begleitmaterial seines neuen Albums bekundet: der Wille, fließend und offen verschiedene Genres und Ideen zu verbinden, während man gemeinsam an Struktur und Freiheit im Zusammenwirken der intuitiven Kräfte arbeitet. Auch, wenn sich in der Umsetzung dieser Absicht einige der 15 Titel in der Machart ein wenig ähneln: die magischen Momente in Musik, die so gelingen, sind reich gesät und auf jeden Fall eine Entdeckung wert.

Aaron Parks mit "Little Big"

Aaron Parks - Klavier
Greg Tuohey - Gitarre
DJ Ginyard - Bass
Tommy Crane - Schlagzeug

Label: Ropeadope

Sendung: "Leporello" am 29. Oktober 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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