BR-KLASSIK

Inhalt

CD - Adriana Hölszky "Roses of Shadow / Message"

Im Dezember 2017 wurde vom Ballett am Rhein in Düsseldorf die neueste Arbeit des Choreografen Martin Schläpfer aus der Taufe gehoben: "Roses of Shadow", mit extra dafür geschriebener Musik der deutsch-rumänischen Komponistin Adriana Hölszky. Nach einer Produktion im Jahr 2014 war das die zweite Zusammenarbeit der beiden. Der Titel "Roses of shadow" bezieht sich auf ein Sonett von Shakespeare, in dem es um die Vergänglichkeit geht. Außerdem verarbeitet Hölszky darin Gedichte und Weisheiten nordamerikanischer Indianer.

CD-Cover: Adriana Hölszky - "Roses of Shadow / Message" | Bildquelle: Neuklang

Bildquelle: Neuklang

Der CD-Tipp zum Anhören

Diese Musik schreit geradezu, gesehen zu werden. Grell und bunt ist sie, wie ein speiender Vulkan, ein aggressives Raubtier über weite Strecken. Texte werden atomisiert in Einzelteile, Geräuschfetzen tasten sich quer durch alle Instrumente, kaum Fluss, viel Bruch. Schon für sich gehört ist diese Musik eine Choreografie, und man kann nur erahnen, wie intensiv die Wirkung sein muss, wenn sich eine Tanzkompanie zu den Klängen verrenkt, wenn sie kriecht, springt, ausrastet.

Ein Werk wie ein Ausrufezeichen

Damit hat Adriana Hölszky allerdings eine Musik geschrieben, die sich nicht dem Tanz unterordnet, eine Handlung begleitet. Ein Werk wie ein Ausrufezeichen, ohne Strang und Struktur. Aber genau das hat Martin Schläpfer mit seiner Arbeit auch angestrebt. Er wollte keine Geschichte erzählen und bebildern, sondern ein Gefühl transportieren, bzw. etwas, was tiefer gräbt, als eine Handlung. Zum Beispiel existenzialistische Fragen. Aber nicht nach dem Sinn des Lebens. Eher nach dem Schwachsinn des Menschen.

Ratlos machender Sprechgesang

Interessanterweise sind es gerade die Passagen mit einigermaßen zusammenhängendem Sprechgesang, die einen ratlos zurücklassen. Die also sicher noch besser mit der Choreografie zusammen wirken und eben nicht als eigenständiges Monodram durchgehen. Ohne Aktion auf der Bühne kann das auch durchaus anstrengend werden.

Großes Hörtheater

Angelika Luz meistert ihre Aufgabe jedenfalls hervorragend, ist hier weit weniger Sopranistin als höchst wandlungsfähige Lautakrobatin. Faszinierend auch die nur acht Instrumentalisten unter der Leitung von Wen-Pin Chien, die diese Klangchoreografie kristallklar und mit verblüffenden Schattierungen zum Leben erwecken. Über weite Strecken: großes Hörtheater.

Adriana Hölszky - "Roses of Shadow / Message"

Adriana Hölszky:
"Roses of Shadow"
Klangchoreographie für Sopran und acht Instrumentalisten
"Message"
Szenisches Konzertstück für Mezzosopran, Bariton, Sprecher, Klangrequisiten, Zuspielband und Live-Elektronik

Angelika Luz (Sopran)
Ein Kammerensemble
Leitung: Wen-Pin Chien

Label: Neuklang

Sendung: "Leporello" am 26. April 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player