BR-KLASSIK

Inhalt

CD - Anita Rachvelishvili singt Opernarien

Niemand kannte sie, jeder hielt den Atem an. Eine gerade mal 25-jährige Georgierin stand plötzlich neben Top-Star Jonas Kaufmann auf der Bühne der Mailänder Scala! Und dies zur traditionell publicityträchtigen Inaugurazione, der Spielzeiteröffnung des Hauses am 7. Dezember 2009. Obendrein ging's um ein Stück, das zu den populärsten Evergreens der Opernliteratur gerechnet wird: "Carmen“.

CD-Cover Anita Rachvelishvili | Bildquelle: Sony Classical

Bildquelle: Sony Classical

Der CD-Tipp zum Anhören

Und siehe da - in der Titelrolle demonstrierte Anita Rachvelishvili mit beneidenswertem Nervenkostüm, wie viel Bodenhaftung die natürliche Sinnlichkeit der freiheitsliebenden femme fatale verträgt. Daniel Barenboim engagierte seine Entdeckung bald auch an die Staatsoper Unter den Linden: diesmal für russisches Repertoire.

CD-Debüt mit einer georgischen Oper

Eine a-cappella-Arie muss man in der Operngeschichte mit der Lupe suchen – in der “Zarenbraut" von Nikolai Rimsky-Korsakov wird man fündig. Anita Rachvelishvili darf ihren üppigen Mezzo an dieser Stelle mit halber Stimme wirken lassen, weil das Orchester als Begleitapparat hier keine Gelegenheit hat, ihr die Schau zu stehlen: “Tacet!" steht für die Dauer dieser Arie bei den Damen und Herren Instrumentalisten in den Noten – sie haben zu schweigen. Außerdem nutzt die Sängerin ihre erste klingende Visitenkarte, ihr Debüt-Album, um eine Oper aus ihrer Heimat vorzustellen: “Die Legende von Shota Rustaveli". 1919 imponierte dem Komponisten Dmitri Arakishvili eine persönlichkeitsstarke Regentin namens Tamár. Für Anita Rachvelishvili ein charakterliches Vorbild.

Es gibt Sängerinnen, die sich von bestimmten Bühnenfiguren geradezu gerufen fühlen. Anita Rachvelishvili erweckt diesen Eindruck nicht nur bei den osteuropäischen Beiträgen des Rezitals, sondern auch bei Dalila oder Charlotte, französischen Frauengestalten von Saint-Saëns und Massenet. Auch italienische Rollen hat sie sich vorgenommen: Verdis Eboli und Azucena, Mascagnis Santuzza. Und tatsächlich: Auch diese Italienerinnen, die schon Hunderte von Interpretinnen gefunden haben, weiß Anita Rachvelishvili mit vielen Einzelheiten originell eigensinnig auszugestalten. Das Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI hält sich im Hintergrund - Maestro Giacomo Sagripanti macht seinen Job so gewissenhaft wie bei früheren Rezitals. Gerade deshalb, weil Mezzosopranistinnen oft im Schatten ihrer höher gelagerten Kolleginnen stehen, den eigentlichen Primadonnen eben, darf man die CD von Anita Rachvelishvili keinesfalls übersehen.

Anita Rachvelishvili

Arien aus Opern von Georges Bizet ("Carmen“), Camille Saint-Saëns ("Samson et Dalila“), Giuseppe Verdi ("Il trovatore“, "Don Carlo“), Jules Massenet ("Werther“), Dimitri Arakishvili ("Die Legende von Shota Rustaveli“), Nikolai Rimsky-Korsakov ("Die Zarenbraut“), Pietro Mascagni ("Cavalleria rusticana“) und Charles Gounod ("Sapho“)

Anita Rachvelishvili (Mezzosopran)
Barbara Massaro (Sopran)
Coro del Teatro Municipale di Piacenza
Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI
Leitung: Giacomo Sagripanti

Label: Sony classical

Sendung: "Leporello" am 20. März 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

BR-KLASSIK empfiehlt

    AV-Player