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CD - Antonio Vivaldi "Il Giustino"

Erwarten Sie von einer Oper neben dem üblichen Mix aus Macht- und Liebesspielen, Erotik und Gewalt unbedingt auch Action in Form von Bühnenspektakeln? Dann sind Sie richtig bei "Giustino"! Das Libretto von Niccolò Beregan wurde nicht zufällig mehrfach vertont, außer durch Vivaldi auch von Legrenzi, Albinoni und Händel. Da kämpfen nicht nur Männlein und Weiblein mit- bzw. gegeneinander, auch Bären und Meeresungeheuer mischen mit. Bedrohlich tönen Stimmen aus Gräbern vor pittoreskem byzantinischem Hintergrund, anno 500. Ein Hirte mutiert zum Kaiser, heiratet als solcher seine Kurtisane.

CD-Cover Antonio Vivaldi: "Il Giustino" | Bildquelle: Naïve

Bildquelle: Naïve

Der CD-Tipp zum Anhören

Was die vor Einfällen übersprudelnde Partitur Vivaldis zu etwas Besonderem macht, ist nicht etwa die Lust an Selbstzitaten (darunter "Die vier Jahreszeiten"!), sondern das ungewöhnliche Farb- und Klangspektrum des Instrumentariums: Am Ende des zweiten von drei Akten singt der Titelheld von seiner Furchtlosigkeit und Unerschrockenheit. Zaghaft gesellt sich dazu allerdings ein delikat-dezenter Begleitapparat: ein pastoral anmutendes Solo-Psalterium! Da ergeben sich Doppelbödigkeiten.

Plausible Tempi und plastische Artikulation

Soll man Contralto Delphine Galou hervorheben oder Sopranistin Veronica Cangemi – oder doch deren Fachkollegin Emöke Baráth? Einerlei, alle sind sie großartig und jede Sekunde der Aufnahme wert. Für den Dirigenten Ottavio Dantone ist dieser im April 2018 in Ravenna aufgenommene "Giustino" schon die dritte Oper innerhalb der Vivaldi-Edition. Symptomatisch für Dantones Sachverstand stehen die von ihm schriftlich fixierten Verzierungen in den zahlreichen Da-capo-Arien. Plausible Tempi und plastische Artikulation sind diesem Musiker, sind der Accademia Bizantina ohnehin selbstverständlich. Es bleibt eben dabei: Kaum ist ein neuer Mosaikstein der diskografischen Großtat namens Vivaldi-Edition veröffentlicht, schon freut man sich auf die Fortsetzung.

Antonio Vivaldi: "Il Giustino"

Delphine Galou, Contralto – Giustino
Emöke Baráth, Sopran – Arianna
Silke Gäng, Contralto – Anastasio
Veronica Cangemi, Sopran – Leocasta
Emiliano Gonzalez Toro, Tenor – Vitaliano
Arianna Venditelli, Sopran – Amanzio
Alessandro Giangrande, Alt/Tenor – Andronico und Polidarte
Rahel Maas, Sopran – Fortuna

Accademia Bizantina
Leitung: Ottavio Dantone

Label: Naïve

Sendung: "Leporello" am 07. Januar 2019 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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