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CD - Bach: Solo Bach-Suiten für Drehleier bearbeitet

Wie von einem anderen Planeten scheinen diese Klänge, und doch sind sie so vertraut. Bachs Solowerke für Violine und Cello werden seit jeher für andere Instrumente bearbeitet. Die Drehleier allerdings mutet schon sehr außergewöhnlich an. Mit den typischen Bordun- und Schnarreffekten, mit den Nebengeräuschen der Mechanik, mit dem ganz eigenen, aber doch streicherähnlichen Klang, lässt die Kanadierin Tobie Miller diese altbekannten Werke in einem ganz neuen Licht erscheinen.

CD-Cover: Tobie Miller - Bach auf der Drehleier | Bildquelle: Raumklang

Bildquelle: Raumklang

Der CD-Tipp zum Anhören

So archaisch das auch wirkt, die Drehleier war zu barocken Zeiten am französischen Hofe ein Modeinstrument. Daher ist die Instrumentenwahl durchaus sinnfällig. Darüber hinaus wird diese Aufnahme der Geigenpartita in E-Dur sowie der ersten beiden Cellosuiten zum Erlebnis, weil Tobie Miller eine so herausragende Musikerin ist. Sie kann sich völlig von ihrem Instrument lösen und liefert eine erstklassige Bachinterpretation ab, die auch im überwältigenden Meer der Alternativen eine überzeugende Variante darstellt. Gleichzeitig kennt sie ihr Instrument und dessen Möglichkeiten wie im Schlaf. Und erfindet hier und da auch ganz neue spieltechnische Varianten, wie zum Beispiel die gezupften Bässe bei der "Gavotte en rondeau".

Drehleier als optimales Instrument für Transkriptionen

Überhaupt ist es beeindruckend, dass ein derart halsbrecherisches Stück wie das berühmte Präludium der Violin-Partita überhaupt auf der Drehleier möglich ist – und dazu noch so mühelos klingt. Tatsächlich bietet sich die Drehleier für diese Musik an. Denn wie auch Geige und Cello ist sie in erster Linie ein einstimmiges Instrument. Den eingeschränkten Tonumfang gleicht Tobie Miller durch geschickte Oktavierungen aus, die so natürlich wirken, dass sie gar nicht weiter auffallen. Für musette-artige Stücke nutzt sie die Bordunsaiten. Das sind vor allem die Menuette und Gigues, wo das auch sehr gut passt.

Musikalisch bestechend

Etwas zu viel des Guten wird es allerdings, wenn in dieser Machart die komplette zweite Hälfte der E-Dur-Partita erklingt. Das sind immerhin drei Sätze, von denen vor allem die Bourrée etwas untergeht. Das bleibt aber doch der einzige Wermutstropfen. Das Spiel von Tobie Miller ist über den rein exotischen Reiz hinaus musikalisch so bestechend, dass es sich kein Fan dieser Musik entgehen lassen sollte.

Bach: Solo

Johann Sebastian Bach:
Partita für Violine solo Nr. 3 E-Dur BWV 1006 
Suite Für Violoncello solo Nr. 1 G-Dur BWV 1007
Suite Für Violoncello solo Nr. 2 D-Moll BWV 1008

Tobie Miller (Drehleier)

Label: Raumklang

Sendung: "Leporello" am 22.10.2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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