Schon die ersten Klänge dieser CD machen deutlich: hier hat einer seine ganz eigene Beziehung zur Musik Johann Sebastian Bachs. Selten klang das Adagio aus dessen C-Dur-Sonate für die Solo-Violine so in sich gekehrt und fast "kleinlaut" wie bei Iskandar Widjaja.
Bildquelle: Oehms Classics
CD-Tipp
Iskandar Widjaja - "Precious Refuge"
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Diesem Ansatz entspricht auch der Titel der neuen CD: "Precious Refuge", also "edler Hort" oder "kostbares Refugium". Und der das schreibt und mit musikalischem Inhalt füllt ist ein gerade mal 27-Jähriger, geboren in Berlin und vielerorts - beispielsweise in Indonesien, der Heimat seiner Eltern - bereits eine Art Pop-Star. Aber bei aller anfänglichen Skepsis: Anders eben als ein David Garret scheint Widjaja in erster Linie die Zwiesprache mit der Musik zu suchen und mit seiner Geige, die für ihn so etwas wie das Tor zur eigenen Seele ist ...
So sehr sich Widjajas Spiel auch beispielsweise vom damaligen Bach-Debüt einer Hilary Hahn oder einer Julia Fischer unterscheidet: Seine Ernsthaftigkeit und seine sehr persönliche Sicht auf Bach ziehen den Hörer in ihren Bann. Und vielleicht ist dieser "junge Wilde", der sich zwischen den Notenzeilen viele Freiheiten nimmt, ein authentischeres Vorbild für den musikalischen Nachwuchs als mancher "geschliffene" Kollege, der seine jugendliche Neugier bereits verloren hat.
Der "Ausdruck von Schmerz in der Musik", schreibt Widjaja im Begleitheft dieser CD, "erleichtert paradoxerweise den Schmerz des Lebens." Mit seiner neuen Bach-CD "Precious Refuge", erschienen beim Label Oehms Classics, verleiht Widjaja dieser Erkenntnis glaubhaften Ausdruck - durchaus mit einer kleinen Spur Selbstinszenierung.
Violinkonzert g-Moll, BWV 1056R (nach dem Cembalokonzert BWV 1056)
Violinsonate a-Moll, BWV 1003
Violinsonate C-Dur, BWV 1005
Iskandar Widjaja (Violine)
Berliner Camerata
Label: Oehms Classics