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CD - Vincenzo Bellini "Adelson e Salvini"

Wer Rossinis "Barbier von Sevilla" oder den "Liebestrank" Donizettis schon oft gehört hat, vielleicht auch zu oft, wird sich auf das Stichwort "opera buffa im Belcanto-Zeitalter" möglicherweise für eine Rarität interessieren. Genau darauf spekuliert das britische Label Opera Rara, das Bellinis Opernerstling "Adelson e Salviniaus dem Jahr 1825 jetzt neu eingespielt hat: mit der Mezzosopranistin Daniela Barcellona an der Spitze eines Ensembles, das unter der Leitung von Daniele Rustioni steht.

CD-Cover Vincenzo Bellini: "Adelson e Salvini" | Bildquelle: Opera Rara

Bildquelle: Opera Rara

CD-Tipp 21.03.2017

Der CD-Tipp zum Anhören

Der römische Maler Salvini beklagt den Tag, an dem er seinem Freund und Mäzen Lord Adelson auf dessen Schloss in Irland gefolgt ist, denn er hat sich heftig in die Verlobte seines Gönners verliebt. Diesen Umstand versucht sich ein Widersacher Adelsons, der das Paar trennen will, zunutze zu machen. Doch trotz Täuschung und Intrige findet die Hochzeit schließlich statt. Großzügig vom verzeihenden Freund abgefunden, zieht Salvini sich nach Italien zurück.

Ein Erstling

Ganz unabhängig von solchem Handlungsgang: Welche Meinung herrscht unter Opernfreunden über die Erstlinge von italienischen Komponisten des 19. Jahrhunderts vor? Keine sonderlich hohe - weder bei Rossini, siehe "La cambiale di Matrimonio" noch bei Donizetti, siehe "Chiara e Serafina"; weder bei Verdi, siehe "Oberto", noch bei Puccini, siehe "Le Villi". Warum sollte der Fall bei Bellini und dessen erstem Versuch anders liegen? Nur weil er schon als junger Mann gestorben ist, mit 34 Jahren nämlich?

Genie im Embryonalzustand

Wer sich heute mit der Musik von "Adelson e Salvini" und dadurch mit dem Selbstfindungsprozess des Komponisten auseinandersetzt, wird immerhin Meisterwerke wie "Norma" oder "Puritani" von neuem schätzen lernen. Der 24-jährige Bellini war noch auf dem Weg zu einer individuellen Handschrift: Als Student brachte er seine erste Oper zu Papier, für das Konservatorium in Neapel. Der halbernst gemeinte Beitrag zum Genre der Opera semiseria klingt nach dem Vorbild Rossinis in so manchem Takt. Wie ein Genie im Embryonalzustand wirkt Bellini, der später so elegisch daherkommende Sizilianer. Vom Dirigenten Daniele Rustioni wird das zum Anlass dafür genommen, die Solisten um Mäßigung im Ausdruck zu bitten: Weder Daniela Barcellona noch Simone Alberghini oder Enea Scala fahren ihre Ellenbogen aus, um sich eitel an der Hörrampe zu positionieren. Stattdessen regiert Teamgeist - und das ist immer erfreulich! Zumindest Belcanto-Fans sollten sich angesprochen fühlen, von dieser Novität mit "schönem Gesang".

Vincenzo Bellini: "Adelson e Salvini"

Daniela Barcellona, Mezzosopran - Nelly
Simone Alberghini, Bariton - Lord Adelson
Enea Scala, Tenor - Salvini
Maurizio Muraro, Bass - Bonifacio
Rodion Pogossov, Bariton - Colonel Struley
David Soar, Bassbariton - Geronio
Leah-Marian Jones, Mezzosopran - Madama Rivers
Kathryn Rudge, Mezzosopran - Fanny

Opera Rara Chorus
BBC Symphony Orchestra
Leitung: Daniele Rustioni

Label: Opera Rara

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