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CD - Bohuslav Martinu "Die Griechische Passion"

Ostersonntag. Die Bewohner eines von Türken niedergebrannten Ortes suchen Zuflucht in einem griechischen Bergdorf. Hier erfahren sie sowohl Hilfsbereitschaft als auch Ablehnung. Gleichzeitig werden im Dorf die Rollen für das nächste Passionsspiel vergeben. Der junge Hirte Manolios soll Jesus Christus sein.

CD-Cover Bohuslav Martinu: "Die Griechische Passion" | Bildquelle: Oehms Classics

Bildquelle: Oehms Classics

Der CD-Tipp zum Anhören

Manolios identifiziert sich derart mit der Rolle, dass er seine Verlobte zurückweist und eine geschwisterähnliche Verbindung mit der im Dorf verachteten Witwe Katerina eingeht. Die Wundmale Christi fühlend, hält Manolios Reden. Das Volk ist begeistert, die Dorfältesten aber fürchten um ihre Macht und hetzen gegen ihn. Schließlich verflucht der Priester Manolios und nennt ihn einen Aufrührer. Im allgemeinen Tumult wird er vom Judas-Darsteller erschlagen.

Späte Uraufführung

Nikos Kasandsakis ist der Autor dieser Geschichte. Derselbe Kasandsakis, der mit „Alexis Sorbas“ einen Welterfolg landete! 1948 schrieb er den Roman "Christus wird wieder gekreuzigt". Bohuslav Martinu machte eine Oper daraus. Posthum kam die Uraufführung in Zürich zustande, 1961, aber das war keineswegs die Urfassung. Erst 1999 wurde sie in Bregenz einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Und der Dirigent Dirk Kaftan hat sich nun an der Oper Graz auch für diese Originalversion entschieden.

Tschechische Wurzeln und griechische Anklängen

Der Tenor Rolf Romei und die Mezzosopranistin Dshamilja Kaiser führen ein Ensemble an, das sich der Herausforderung dieses Stücks hingebungsvoll stellt. Auch der hier wichtige Chor, einstudiert von Bernhard Schneider, absolviert seinen Part nicht nur - er zelebriert ihn. Das durch Dirk Kaftan perfekt vorbereitete Orchester des ersten Opernhauses der Steiermark führt uns den humanistisch beflügelten Ehrgeiz des Komponisten vor: sein tonales Idiom, das zwischen tschechischen Wurzeln und griechischen Anklängen balanciert, Kirchliches und Folkloristisches behutsam einfließen lässt. Das sozialkritische Anliegen weiß Martinu durch eine Musik zu transportieren, die nicht nur religiösen Hörern unter die Haut gehen dürfte - und angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte dem einen oder anderen sicher durch Mark und Bein.

Bohuslav Martinu: "Die Griechische Passion"

Rolf Romei, Tenor - Manolios
Dshamilja Kaiser, Mezzosopran - Katerina

Chor und Extrachor der Oper Graz
Chor der Kunstuniversität Graz
Grazer Philharmonisches Orchester
Leitung: Dirk Kaftan

Label: Oehms Classics

Sendung: "Leporello" am 03. Mi 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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