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CD - Johannes Brahms Die beiden Cellosonaten

Zum Cello hatte Johannes Brahms eine besondere Beziehung. Denn nach eigenen Angaben genoss er in früher Jugend - neben seinem Hauptinstrument, dem Klavier - nicht nur Geigen- und Hornunterricht, sondern er beschäftigte sich auch mit dem Cellospiel. Zunächst war der eigene Vater sein Lehrer und anschließend ein nicht näher bekannter Herr, der sich laut Brahms eines Tages einfach aus dem Staub machte. Damit hätte für Brahms das Thema ein für allemal erledigt sein können. Aber ganz im Gegenteil: Er schuf später zwei der wohl bedeutendsten Cello-Sonaten, jetzt neu eingespielt vom Duo Leonore.

CD-Cover: Duo Leonore spielt Brahms | Bildquelle: Solo Musica

Bildquelle: Solo Musica

Der CD-Tipp zum Anhören

"Seelenvoll": das ist das Wort, das einem augenblicklich einfällt beim Erklingen des ersten Satzes der e-Moll-Sonate. Und bei Maja Weber und ihrem Klavierpartner Per Lundberg gesellen sich noch die Worte "luftig" und "unprätentiös" hinzu. Denn dieses "Allegro non troppo" eines knapp dreißigjährigen Komponisten kennt man auch ganz anders: schwülstig-schwerlastend nämlich, getränkt mit schicksalhafter Note. Derartige Übertreibung jedoch scheint dem aus Schweden stammenden Per Lundberg und der Schweizer Cellistin mit ihrem Stradivari-Cello eher fremd. Stattdessen steht der Gedanke größtmöglicher Transparenz ganz oben auf ihrer Agenda.

Schlank und unsentimental

"Allegretto quasi Menuetto" ist der 2. Satz der e-Moll-Sonate überschrieben. Und exakt diesen tänzerischen Gestus mit seinem märchenhaft-antiquierten Charme und seinen verspielten kontrapunktischen Dialogen treffen die beiden langjährigen Kammermusikpartner hier ausgezeichnet. Auch das lyrische Trio mit seinen kleinen chromatischen Seufzern bleibt bei ihnen luftig-schlank und unsentimental.

Ohne jede Attitüde

Auffällig auch der zurückhaltende Pedalgebrauch des Pianisten und der Verzicht auf jegliche "Donner"-Attitüde der linken Hand. Etwa im 3. Satz mit seinem signifikanten Marcato-Thema. Per Lundberg behandelt die linke Hand streckenweise mehr als Tenor- denn als Bassstimme, wodurch sein Klavierklang fast an denjenigen eines Fortepiano erinnert. Und das wiederum gibt dem Cello die Möglichkeit, in den Tiefen Lagen tatsächlich als Bass-Instrument in Erscheinung zu treten. Die große Kunst bei der Gestaltung dieses virtuosen Satzes ist es, sein Pulver nicht zu früh verschießen - weder tempomäßig noch von der Dynamik her. Und weil beide Musiker dies sehr homogen beherzigen, bleibt am Ende noch genügend Spielraum, sich im Fugato und der abschließenden Stretta mit ihrem vor allem pianistisch sehr anspruchsvollen Teil, kontrolliert zu echauffieren. Eine Brahms-Interpretation, die vielleicht nicht an die Grenzen der Expressivität geht, dafür aber in jeder Faser kammermusikalisch überzeugt.

Duo Leonore spielt Brahms

Johannes Brahms:
Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 1 e-Moll, op. 38
Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 F-Dur, op. 99

Duo Leonore:
Maja Weber (Violoncello)
Per Lundberg (Klavier)

Label: Solo Musica

Sendung: "Leporello" am 18. September 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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