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CD - Vilde Frang spielt Violinkonzerte von Korngold und Britten

Ja, es ist richtiges Breitwandkino, was Korngold in seinem Violinkonzert vor unseren Ohren ausbreitet. Der amerikanische Filmmusiktraum schlechthin. Wuchtiges Orchesterpathos, träumerische Romanzen, Marching Band, Yankee Doodle.

CD-Cover: Vilde Frang spielt Korngold und Britten | Bildquelle: Warner Classics

Bildquelle: Warner Classics

CD Tipp 09.03.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Und es ist höllisch schwer zu spielen. Jedoch nicht für Vilde Frang! Mit vollem Leben wirft sich die Geigerin in die spätromantisch aufbrausende Gischt der Partitur und spült sie uns wie lebendiges Wasser in unsere Ohren. Da toben die Stürme und glitzern fragile, funkelnde Kaskaden, da bäumen sich hohe Wogen auf, die Vilde Frang bis zum Wellenkamm hin in Spannung bringt, um sie sich in voller Wucht entladen zu lassen. Korngold hätte seine wahre Freude daran gehabt!

Aufopferungsvoll, empfindsam, versonnen

Bestechend, wie zart und voller Poesie sie die Melodie in dem langsamen, höchst romantischen zweiten Satz erblühen lässt. Legt sie die verträumte Melodie das eine Mal wie Tautropfen ganz behutsam über das Orchester, breitet sie sich ein anderes Mal wie strahlender Sonnenschein aus. Aufopferungsvoller, empfindsamer, versonnener ist dieser Satz wohl nicht zu spielen. Dass sie dem markant auftrumpfenden Beginn des Finalsatzes, der diese selige Verträumtheit jäh beendet, hellwach begegnet und geradezu lustvoll Paroli bietet, zeigt die Künstlerin in vollendeter Souveränität.

Größte Hingabe und leidenschaftliche Achtsamkeit

Das sehr viel ernstere, entschiedenere, symphonischere Werk Benjamin Brittens, sein Violinkonzert op. 15, stellt nicht minder hohe Ansprüche an die Geigerin und Vilde Frang lässt sich auf darauf mit Haut und Haar ein. Ihr unglaublich wandlungsfähiger Ton moduliert  vom zartesten Verhauchen eines Pianissimos bis zur großen, nachdrücklich-expressiven Geste. Ihre Flageoletts erscheinen absolut schwerelos und sind von geradezu bestürzender Zerbrechlichkeit. Ihre Virtuosität scheint grenzenlos und das bestens aufgelegte hr-Sinfonieorchester unter James Gaffigan ist ihr dabei ein exzellenter Partner, atmet mit ihr, hängt ihr quasi direkt am Bogen, übernimmt und gibt zurück, bereitet ihr goldene Brücken, die Vilde Frang mit größter Hingabe und leidenschaftlicher Achtsamkeit betritt.

Ein musikalischer Urknall

Das Ende des dritten Satzes, dieser großartigen Passacaglia, verwandelt Frang in einen insistierend-fragenden Dialog mit dem höchst agil und synästhetisch-farbig reagierenden Orchester. Vilde Frang, diese introvertierte, uneitle Künstlerin hat mit dieser Einspielung zusammen mit dem hr-Sinfonierochester unter James Gaffigan Ketten gesprengt und beide Werke nun endlich in die erste Reihe gestellt. Eine CD wie ein musikalischer Urknall!

Vilde Frang spielt Korngold und Britten

Erich Wolfgang Korngold:
Violinkonzert D-Dur, op. 35
Benjamin Britten:
Violinkonzert op. 15
Vilde Frang (Violine)
hr-Sinfonieorchester
Leitung: James Gaffigan
Label: Warner Classics

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