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CD - Camille Saint-Saëns "Proserpine"

Auf fünfzehn Folgen ist sie inzwischen angewachsen: die mit Raritäten bestückte Reihe "Opéra français", die vom venezianischen Palazzetto Bru Zane in einer noblen CD-Edition herausgegeben wird. Der Komponist Camille Saint-Saëns war hier schon mit "Les Barbares" vertreten, jetzt folgt seine "Proserpine".

CD-Cover Camille Saint-Saëns: "Proserpine" | Bildquelle: Palazzetto Bru Zane Ediciones singulares / BR-KLASSIK

Bildquelle: Palazzetto Bru Zane Ediciones singulares / BR-KLASSIK

Der CD-Tipp zum Anhören

Camille Saint-Saëns: "Proserpine"

Die Handlung dieses "Lyrischen Dramas": Heimlich liebt die Kurtisane Proserpine ihren Freier Sabatino. Als sie versucht, sich ihm zu offenbaren, weist er sie schroff zurück. Lange hat er unter ihrer scheinbaren Ablehnung gelitten - nun hat er sich entschieden, die Schwester eines Freundes zu heiraten, Angiola! Proserpine ist außer sich, als sie davon erfährt. Sie lockt die Verlobte in einen Hinterhalt, um das Paar auseinander zu bringen. Doch der Plan misslingt. Noch einmal beteuert sie Sabatino vergeblich, dass sie ihn nur zum Schein abgewiesen habe. In der Absicht, die Rivalin zu erdolchen, richtet Proserpine die Waffe schließlich gegen sich selbst.

Perfekte Balance

Wo Trivialität regiert, wohnt das Tragische nebenan! Violetta ist nicht die einzige Kurtisane der Operngeschichte: Die Nachfolgerinnen von Verdis "Traviata" bevorzugen Französisch. Außer Jacques Offenbachs Giulietta in "Les Contes d’Hoffmann" auch Jules Massenets "Thais" - oder eben Proserpine von Camille Saint-Saëns. Sie steht im Fokus eines vieraktigen Drame lyrique mit Bühnengeschehen aus der Zeit der florentinischen Renaissance. 1887 kam das Werk an der Pariser Opéra-Comique heraus. Für die Ersteinspielung wählte Ulf Schirmer mit dem Münchner Rundfunkorchester die zwölf Jahre jüngere revidierte Fassung, eine gerade mal 95-minütige Partitur. Offen tritt hier der Ehrgeiz des Komponisten zutage: Gesangsstimmen und Orchester hat Saint-Saëns perfekt ausbalanciert, deklamatorische und ariose Strecken auch - und Leitmotivik à la Wagner gibt es obendrein.

Feinsinniger Furor

Die charismatische Sopranistin Véronique Gens stand im Oktober 2016 nicht zum ersten Mal im Blickpunkt eines Sonntagskonzerts im Münchner Prinzregententheater! Den leidenschaftlichen, von dunkler Glut erfüllten Charakter der geheimnisvollen Proserpine zeichnet sie mit feinsinnigem Furor. Angiola, die Gegenspielerin der Kurtisane, liegt bei der Sopranistin Marie-Adeline Henry in unauffälligen Händen. Und wenn der Komponist notierte, "Angiola sei der Tag, Proserpine die Nacht - die Nacht aber schöner als der Tag", dann muss man sagen, dass bei dieser Besetzung der Vorsprung von Véronique Gens gegenüber der Rivalin deutlich ausfällt. Fragt sich also, ob Sabatino in Gestalt des hochkultivierten lyrischen Tenors von Frédéric Antoun die richtige Wahl trifft, indem er sich für Angiola entscheidet und gegen Proserpine. Eine an- und aufregende Oper ist das!

Camille Saint-Saëns: "Proserpine"

Véronique Gens, Sopran - Proserpine
Marie-Adeline Henry, Sopran - Angiola
Frédéric Antoun, Tenor - Sabatino
Andrew Foster-Williams, Bassbariton - Squarocca
Jean Teitgen, Bass - Renzo
Mathias Vidal, Tenor - Orlando
Philippe-Nicolas Martin, Bariton - Ercole
 Artavazd Sargsyan, Tenor - Filippo/Gil
Clémence Tilquin, Sopran - Une Réligieuse

Flemish Radio Choir
Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Ulf Schirmer

Label: Palazzetto Bru Zane Ediciones singulares / BR-KLASSIK

Sendung: "Leporello" am 18. Mai 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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