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CD - Hana Blažíková singt "Cantigas de Santa Maria"

Spanien im 13. Jahrhundert, es ist die Zeit der Maurenherrschaft auf der iberischen Halbinsel, als christliche, jüdische und muslimische Traditionen sich mischten. Die "Cantigas de Santa Maria", geistliche Lieder für die Heilige Maria, sind ein einzigartiges Monument des Mittelalters. Entstanden sind diese Gesänge im Auftrag des kastilischen Königs Alfonso X, der von 1221 bis 1284 lebte.

CD-Cover: "Cantigas de Santa Maria" | Bildquelle: PHI

Bildquelle: PHI

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Die junge, in Prag geborene Sopranistin Hana Blažíková, die längst von Größen wie Philippe Herreweghe, Masaaki Suzuki oder Vaclav Luks engagiert wird, erweckt diesen versunkenen, uns fremden Kosmos zu neuem Leben und lotet ihn behutsam aus. Solo oder begleitet von Harfe, Psalterium, Hackbrett und Schlagwerk.
Bei den "Cantigas de Santa Maria" handelt es sich um die größte mittelalterliche Sammlung von Marienliedern in volkstümlicher Sprache, ausgeschmückt mit prächtigen Miniaturen. 419 geistliche Gesänge umfasst diese kostbare Sammlung, verfasst in Galizisch-Portugiesisch und entstanden zwischen 1264 und 1284 am Hof von Alfons dem Weisen. Die Texte erzählen dabei nicht nur von den Wundern der Jungfrau Maria, sondern auch vom Alltagsleben jener Zeit. König Alfons trug die Gesänge zusammen, dichtete oder komponierte sogar selbst. In einem der "cantigas" kündigt der fromme König an, "von nun an" Lieder zu Ehren der Jungfrau Maria zu komponieren: "Des oge mais quer‘ eu trobar".

Andalusischer Einfluss mit orientalischen Rhythmen

Der Gesang von Hana Blažíková lässt einem das Herz aufgehen: rein, pur und glasklar verströmen sich bei ihr diese alten Melodien und tönen entrückt herüber aus der uns so fernen Zeit des Mittelalters. Die Musik erinnert an den gregorianischen Gesang, an das Vorbild der französischen Trouvères oder zeigt andalusischen Einfluss mit orientalischen Rhythmen.

Subtile Verzierungen

Die Sopranistin, die in ihrer Heimatstadt Prag zunächst Musikwissenschaft und Philosophie studierte, bevor sie zum Gesang wechselte, spielt auch gotische Harfe. Begleitet wird sie in diesem Mittelalter-Programm außerdem mit subtilen, teils improvisierten Verzierungen von Barbora Kabátková, Psalterium, Margit Übellacker, dulce melos, einer Variante des historischen Hackbrett, und Martin Novák, Schlagwerk.

Welt der Entschleunigung

Eine erlesene Auswahl von neunzehn "Cantigas de Santa Maria" präsentieren die Künstler, fünf von ihnen in einer rein instrumentalen Version. Eine CD, die mit jedem Hören einen eigenen Sog entwickelt und in eine Welt der Entschleunigung weist.

"Cantigas de Santa Maria"

Hana Blažíková (Sopran und Harfe)
Barbora Kabátková (Sopran, Harfe und Psalterium)
Margit Übellacker (Hackbrett "dulce melos")
Martin Novák (Schlagwerk)
Label: PHI

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