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CD - Palestrina Geistliche Chorwerke

Er ist der wohl älteste Chor der Welt: der Chor der Sixtinischen Kapelle in Rom. Sein angestammtes Domizil ist ebendort, in der berühmten Sixtinischen Kapelle, erbaut 1473 unter Papst Sixtus IV. - also ein gutes Stück früher als der Petersdom. Jetzt hat es - zum zweiten Mal überhaupt - ein Schallplattenlabel geschafft, dort aufzunehmen, und zwar das Renommierstück dieser Institution schlechthin: die "Missa Papae Marcelli" von Pierluigi da Palestrina.

CD-Cover: Cappella Sistina - "Palestrina" | Bildquelle: Deutsche Grammophon

Bildquelle: Deutsche Grammophon

CD-Tipp 19.10.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Es ist ein Stück, dem nachgesagt wird, es habe die katholische Kirchenmusik gerettet durch eine neue Art von Polyphonie - im Dienste liturgischer Textverständlichkeit. Dutzende Male ist die "Missa Papae Marcelli" aufgenommen worden. Aber noch nie an ihrem Ursprungsort.

Neue kritische Ausgabe

Möglichst schlackenfrei soll sie sein, unbeschwert von aller Tradition - insbesondere von jener falsch verstandenen Tradition einer antiquierten Aufführungspraxis. Das schreibt Massimo Palombella, promovierter Theologe und seit 2010 Leiter der berühmten "Sixtinischen Kapelle". Deshalb hat er seine eigene kritische Ausgabe des Notentextes verfasst, basierend auf Palestrinas Erstausgabe von 1567, sowie der 3 Jahrzehnte später veröffentlichten venezianischen und der römischen Fassung. Mindestens ebenso wie diese Rückkehr zu den Quellen spielt auch der Aufnahme-Raum eine entscheidende Rolle. Er "diktiert" in gewisser Weise die Gangart in Sachen Tempo und Dynamik. Der voluminöse Ansatz eines Kathedralchores und entsprechend getragene Tempi wären hier zweifellos fehl am Platze. Und so ist Palombellas Hauptanliegen die hörbare Differenzierung und Transparenz - stets ausgerichtet am Sinn des gesungenen Textes.

Internationale Besetzung

50 Sänger zählt die "Cappella Sistina" momentan, davon der überwiegende Teil Knabenstimmen. Auch ist das Ensemble inzwischen - im Gegensatz zu früher - international besetzt und damit qualitativ auf einem lange nicht gekannten Stand. Aufgenommen wurde, mit einer einzigen Ausnahme, im Altarraum. Und um dem historischen Klangbild möglichst nahe zu kommen, wurde die höchste Stimme, bei Palestrina "Cantus" genannt und von Kastraten gesungen, mit drei falsettierenden Männerstimmen besetzt. 

Klanglich wie räumlich authentisch

Klarheit, vitale Tempogestaltung - und, wie beispielsweise beim Anfang des "Sanctus" - eine ausgesprochene Zartheit: das sind die Hauptmerkmale dieser Neueinspielung von Palestrinas "Missa Papae Marcelli". Im nachfolgenden "Benedictus" erfährt diese Zartheit eine weitere Steigerung durch die Beschränkung auf ein Solistenensemble. Auch die Intonation lässt kaum Wünsche offen. Sodass man mit Fug und Recht von einer Neueinspielung sprechen darf, die mit den Spitzenaufnahmen der Vergangenheit nicht nur konkurrieren kann, sondern diese in puncto klanglicher wie räumlicher Authentizität zweifellos übertrifft.

Cappella Sistina - "Palestrina"

Giovanni Pierluigi da Palestrina:
Missa Papae Marcelli

Motetten:
"Tu Es Pastor Ovium"
"O Bone Iesu"
"Confitemini Domino"
"Ad Te Levavi Oculos Meos"
"Benedixisti, Domine"
"Veritas Mea Et Misericordia Mea"
"Iubilate Deo"
"Confirma Hoc, Deus"
"Ave Maria"

Cappella Sistina
Leitung: Massimo Palombella

Label: Deutsche Grammophon

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