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CD - Carl Philipp Emanuel Bach Fantasien, Sonaten, Rondos und Solfeggi

Ein silberner Klang wie das Cembalo, eine dynamische Flexibilität wie das Hammerklavier. Heimlicher Star des neuen Albums von Alexei Lubimov ist der Tangentenflügel.

CD-Cover: Tangere. Fantasien, Sonaten, Rondos und Solfeggi von C.Ph.E. Bach | Bildquelle: © ECM

Bildquelle: © ECM

Der CD-Tipp zum Nachhören

Lubimov spielt Bach. Carl Philipp Emmanuel Bach wohlgemerkt. Der zweitälteste Sohn des Leipziger Thomaskantors steht wie kein anderer für den empfindsamen Stil in der Musik; jene Nische in der Musikgeschichte also, die sich von der barocken Formensprache losgesagt hatte und die mit dem Begriff der Vorklassik mehr als nur unzureichend beschrieben wäre.  Alexei Lubimov hat ein stimmiges Repertoire aus Fantasien, Sonaten, Rondos und Solfeggi zusammengestellt. Und es gibt noch einen heimlichen Star auf dieser neuen CD: den Tangentenflügel.

Originalinstrument von 1794

Lubimov spielt auf einem Originalinstrument von 1794 aus der Regensburger Werkstatt von Franz Jacob Späth und Friedrich Schmahl. Mit seiner feinfühligen Interpretation der Bach'schen Stücke lässt er dem Instrument Raum zur Entfaltung. In der großen fis-Moll-Fantasie ebenso wie in den kleinen, manchmal nur zehn Takte langen Miniaturen bringt er den galanten Grundton zum Klingen, der diese Musik so besonders macht.

Hell-silbriger Klang

Beim Tangentenflügel wird die Saite nicht wie beim Cembalo angerissen. Wie beim Hammerflügel werden sie angeschlagen, allerdings durch eine lose sitzende Tangente. Die wird beim Andrücken der Tasten nach oben gegen die Saite geschleudert und fällt wieder zurück. Der hell-silbrige Klang erinnert an das Cembalo. Gleichzeitig lässt das Instrument aber eine ähnlich dynamische Spielweise zu wie das Hammerklavier. Und die weiß Lubimov bestens auszugestalten.

Die Technik des Tangentenflügels hat trotz ihres präzisen Klanges und der dynamischen Möglichkeiten ihre Tücken. Ist der Anschlag zu schwach, bleibt der Ton aus, die Tangente erreicht die Saite nicht. Spielt man dagegen zu laut, bebt die Tangente beim Rückschlag und erzeugt einen scheppernden Ton. Feingefühl ist also gefragt. Und ebendieses braucht es auch, um dem empfindsamen Stil von Carl Philipp Emmanuel Bach gerecht zu werden. Alexei Lubimov tut das mit großer Meisterschaft und einem Gespür für das Instrument. Ein besonderes Klangerlebnis, nicht nur für Tastenmusik-Fans.   

Tangere - Fantasien, Sonaten, Rondos und Solfeggi von Carl Philipp Emanuel Bach

Carl Philipp Emanuel Bach
Alexei Lubimov (Tangentenflügel)
Label: ECM Records

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 8. Oktober 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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