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CD - Friedrich Cerha Kammermusik

Manchmal magisch – aber auch geistreich, vielschichtig, ausdrucksstark, oft sprühend vital und von einer handwerklichen Verfügungskraft getragen, die ihres Gleichen sucht: aktuelle Kammermusik aus der Feder des österreichischen Komponisten Friedrich Cerha, der ja am 17. Februar, also vor wenigen Wochen, 90 Jahre alt geworden ist.

CD-Cover: Friedrich Cerha - Kammermusik | Bildquelle: CAvi Music

Bildquelle: CAvi Music

CD-Tipp 15.03.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Alle fünf von den fantastisch präsent und leidenschaftlich musizierenden jungen Damen des Boulanger-Trios eingespielten Werke sind im neuen Jahrtausend entstanden. Die sechs Inventionen für Violine und Violoncello in den Jahren 2005/2006, ebenso das prächtige fünfsätzige Klaviertrio mit seinem unruhig-zwielichtig vorbeihuschenden "Scherzo spettrale".

Souveräne Satzkunst

An der Gattung Klaviertrio störte den Altmeister Friedrich Cerha, wie er bekennt, schon immer die Dominanz des Tasteninstruments, weshalb er sich ihr auch erst als fast Achtzigjähriger zugewendet hat. Und sogleich sind ihm absolute Meisterwerke geglückt. In verschiedensten Satzcharakteren demonstriert er, wie es gelingen kann, den drei so unterschiedlichen musikalischen Protagonisten ihr individuelles deutliches Profil zu geben. Fast alle wichtigen stilistischen Errungenschaften der Musik des 20. Jahrhunderts sind in Cerhas souveräner Satzkunst präsent und amalgamiert und aufgehoben – vom Expressionismus der Zweiten Wiener Schule über die Techniken der Seriellen bis zu Aspekten der Klangfarben-Komposition: Einige Momente aus dem zweiten seiner 2013 entstandenen Drei Stücke für Violoncello und Klavier beispielsweise mögen mit erstickten Klängen an Cages frühe Stücke für das präparierte Klavier erinnern.

Geschmeidige Harmonik und Gestik

Getragen und überwölbt wird Friedrich Cerhas Kammermusik von der Integrität eines Gestaltens aus dem Geist der klassisch-romantischen Tradition. Die Menschlichkeit ihres Ausdrucksspektrums, sowie ihre geschmeidige Harmonik und Gestik prädestinieren sie dazu, alsbald das Repertoire herausragender junger Ensembles und Solisten zu bereichern. Ohne inhomogen zu wirken, finden sich in des Meisters 2001 entstandener Rhapsodie für Violine und Klavier, so von Cerha selbst bekundet, "Erinnerungen an musikalische Erfahrungen aus sehr verschiedenen Perioden meines Musiker- und Komponistenlebens vereint".

Friedrich Cerha: Kammermusik

Fünf Sätze für Klaviertrio
Rhapsodie für Violine und Klavier
Drei Stücke für Cello und Klavier
Sechs Inventionen für Cello und Violine
Nachtstück aus Klaviertrio (2005)

Boulanger Trio
Label: CAvi

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