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CD - Claus-Steffen Mahnkopf Music for Oboe

Beim Label NEOS erscheint seit Jahren Claus-Steffen Mahnkopfs eigene Edition – mittlerweile ist sie bei Folge 7 angelangt. Die widmet sich einer sehr speziellen Passion von Mahnkopf: der Oboe.

CD-Cover Claus-Steffen Mahnkopf "Music for Oboe" | Bildquelle: Neos

Bildquelle: Neos

Der CD-Tipp zum Anhören

Fakt ist: Die Oboe kann die menschliche Stimme so echt imitieren, sich ihr anschmiegen und sie umgarnen wie kaum ein anderes Instrument. Die Frage, die sich Claus-Steffen Mahnkopf seit vielen Jahren stellt, lautet: Wieso sollte man diese Fähigkeiten nur auf das im herkömmlichen Sinn "Schöne" der Stimme beziehen? Wo sind die unzähligen Zwischentöne und Nuancen, die man der Stimme entlocken kann? Bei dieser CD wird man häufiger als gewohnt seinen Ohren nicht trauen. Das soll eine Oboe sein? Wann hat der Ton begonnen, wann wird hier wie geatmet? Was ist hier elektrisch verzerrt, was natürlich?

Von Medusa bis Adorno

Natürlich verzichtet Mahnkopf auch in diesen Werken nicht auf philosophisch-kunsthistorisch-literarische Überbauten: von Medusas Haupt, über einen Roman von Thomas Pynchon bis hin zu, einmal mehr, Adorno. Das alles en detail zu kennen ist aber erfreulicherweise nicht zwingend für das Hören, weil die Musik mit einer handwerklich famos verästelten Spannung aufwartet.

Sei es solo oder im Spiel mit Klavier oder anderen Instrumenten: Man will mehr über  diese Oboenklang wissen, vermutlich genau wie der Schöpfer dieser Musik. Der hat seit mehr als 25 Jahren das Glück, mit einem der besten Oboisten für Neue Musik zusammenzuarbeiten: Peter Veale, der seine fulminante Technik und Wandlungsfähigkeit auch auf dieser CD unter Beweis stellt, etwa in der ihm gewidmeten "Hommage a hautbois".

 "Ein Musikalischer Ostrakismus"

So lautet der Untertitel dieses Stücks – aber keine Angst: es klingt komplizierter als es ist: Hier bezieht sich Mahnkopf auf das antike Scherbengericht, durch das die Bürger eine unliebsame Person verbannen konnten, mittels der meisten Nennungen auf Tonscherben. Am Ende steht die Oboe zwar alleine da, verbannt von drei Instrumentenpärchen – aber wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten.

Claus-Steffen Mahnkopf - Music for Oboe

Gorgoneion
Illuminations du brouillard I-III
Solitude-Nocturne
W.A.S.T.E.2
Hommage au hautbois

Peter Veale, Oboe
Ernest Rombout, Piccolooboe
Sven Thomas Kiebler, Klavier
ELISION – Eugene Ughetti, Dirigent

Label: Neos

Sendung: "Leporello" am 26. Juni 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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