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Album der Woche - David Fray spielt Bach Konzerte für mehrere Klaviere

Der französische Pianist David Fray ist ein charismatischer Musik-Verführer. Zwar hat er auch Mozart, Schubert und Chopin aufgenommen – aber so richtig Furore gemacht hat Fray mit seinem aufregenden Bach-Spiel. Nach Solowerken und Solokonzerten von Johann Sebastian Bach hat er nun mit Freunden die selten zu hörenden Konzerte für zwei, drei und vier Klaviere von Bach eingespielt. Seine Partner auf der aktuellen CD sind Audrey Vigoureux und Emmanuel Christien, beide wie Fray Ende 30, sowie sein fast doppelt so alter Lehrer Jacques Rouvier.

CD-Cover: David Fray spielt Bach - Konzerte für mehrere Klaviere | Bildquelle: Erato

Bildquelle: Erato

Der CD-Tipp zum Anhören

Erster Gedanke: Moment, das kennt man doch – das klingt nach Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen. Aber David Fray und Audrey Vigoureux haben Bachs Version für zwei Klaviere aufgenommen. Nicht nur, dass aus d-Moll c-Moll wurde – Bach hat den Klaviersatz deutlich erweitert und dadurch aufgewertet. Anders beim C-Dur-Doppelkonzert, das ursprünglich ein Duo für zwei Cembali war – die später ergänzten Streicher bleiben hier ganz im Hintergrund.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben …
… wer Bach liebt – und wer täte das nicht!

Dieses Album hat gefehlt …
… weil es kaum Einspielungen der Konzerte für drei und vier Cembali auf modernen Konzertflügeln gibt.

Dieses Album hört man am besten …
… nach einem stressigen Arbeitstag, weil es einen entspannt und erfrischt.

Traumverloren, nicht von dieser Welt

Da spielt sich Fray mit seinem Lehrer Jacques Rouvier die Bälle zu – völlig gleichwertig im Geben und Nehmen, synchron im Atmen, perlend im Anschlag. Im dritten Doppelkonzert, das auf Bachs Konzert für Violine und Oboe basiert, präsentiert Fray seinen ehemaligen Kommilitonen Emmanuel Christien. Wie eine Arie klingt das zentrale Adagio bei ihnen: schwebend, traumverloren, nicht von dieser Welt.

Swing in den Ecksätzen

Überhaupt entwickeln Fray und seine Freunde in den langsamen Sätzen eine Ruhe und Kontemplation, von der nichts mehr ablenkt: Der Alltag ist weg, man findet ganz zu sich selbst. Und wird wieder munter durch den Swing, den die Musiker den Ecksätzen entlocken – unwiderstehlich etwa im Finale des d-Moll-Konzerts für drei Klaviere.

Reaktionsschnelles Spiel und schlanker Ton

Im Konzert für vier Klaviere dann kommt das komplette Solistenquartett zum Einsatz. In dieser Vivaldi-Bearbeitung Bachs treiben die vier ihr delikates, tänzerisches, witziges Spiel auf die Spitze – so elegant, wie das vielleicht nur Franzosen können. Vom Klavier aus animiert Fray die Streicher aus Toulouse zu reaktionsschnellem Spiel und schlankem Ton. Mag der Klang der CD auch etwas hallig sein: Fray und seine Partner nutzen die Klangfarben, die der moderne Konzertflügel bietet, zu einem herrlich lebendigen, frischen, inspirierten Bach-Dialog. Klar, Bach kann man heute auch ganz anders spielen – aber kaum besser!

David Fray spielt Bach

Johann Sebastian Bach:
Konzerte für 2 Klaviere c-Moll BWV 1060, C-Dur BWV 1061 und c-Moll BWV 1062
Konzert für 3 Klaviere d-Moll BWV 1063
Konzert für 4 Klaviere a-Moll BWV 1065 (nach Antonio Vivaldi: Konzert h-Moll für 4 Violinen RV 580)

Audrey Vigoureux, Emmanuel Christien, Jacques Rouvier (Klavier)
Streicherensemble des Orchestre National du Capitole de Toulouse
Klavier und Leitung: David Fray

Label: Erato

Sendung: "Piazza" am 09. Februar 2019, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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