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CD - Delta Saxophone Quartet with Gwilym Simcock “Crimson!”

Die BBC Jazz Awards, die British Jazz Awards, die Parliamentary Jazz Awards, sie alle und noch einige Ehrungen mehr hat der 1981 geborene, walisische Pianist Gwilym Simcock in der Tasche. Er ist ein Star der britischen Jazzszene und ist weltweit unterwegs mit Solo-Konzerten und mit Bands. "The Impossible Gentlemen" heißt eine davon. Er hat auch schon eine Reihe von Auftragskompositionen für größere, klassisch besetzte Ensembles geschrieben – das BBC Concert Orchestra oder die London Smphony Orchestra Strings zum Beispiel.

Bildquelle: Basho Records

CD-Tipp 01.03.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Nun hat er zum ersten Mal mit dem seit 32 Jahren bestehenden Delta Saxophone Quartet, das klassisches und Jazzrepertoire spielt, zusammengearbeitet - in einem ganz besonderen Programm. Hier ist der Jazzpianist auch als Arrangeur unterwegs, und zwar im Dienst einer Institution des Progressive Rock. Das ist die Band King Crimson. Es gibt sie seit 1968. Sie besteht mit Unterbrechungen und mehrfach umbesetzt bis heute. Bekannt geworden ist sie mit opulent orchestrierter Rockmusik. Romantische Melodien, psychedelische Sounds und ungewöhnliche Metren sind charakteristisch für diese Band.

Herausforderungen und Vibrationen

Ihr Repertoire ist eine ganz schöne Herausforderung, wenn man aus der vergleichsweise - trotz aller Ambition - harmonisch eher eng gefassten Musik ein Programm mit Jazz-Appeal stricken möchte, für ein Saxophonquartett zumal. Die in den King Crimson-Originalen enthaltenen, brachialen und oft repetitiven Partien könnten schnell ziemlich langweilig werden, doch Gwilym Simcock weiß, wie man die Spannung in der Musik aufrecht erhält. Mit eingewobenen Nebenmotiven, humorvollen Wendungen, und Öffnungen zu improvisatorischen Einwürfen bringt er das Monumentale, das natürlich beim akustischen Quartett plus Piano wesentlich weicher klingt als in der Vorlage, in permanente Bewegung. Man könnte sogar sagen: die Musik vibriert. Die Bläser zelebrieren dabei die hohe Kunst der in alle Richtungen offenen Tongestaltung. In umwerfend präziser Satzarbeit entsteht so bisweilen die perfekte Illusion von Gitarren und Streichern. Und wenn sie dann als Solisten ihre improvisatorischen Stärken ausleben, ist im individuellen Ausdruck alles an Saxophonvokabular geboten, wie man es aus Jazz, Blues und Funk kennt: Slurs, Growls und Screams inbegriffen.

Fein ziselierende Kraft- und Webmaschine

Lyrisch und auch fast klassisch anmutend wird es, wenn die Arrangements von Gwilym Simcock auf die romantischen Anteile und die Gesangsmelodien der King Crimson Originale abheben.  Hier liefern die Spieler des Delta Saxophone Quartets strahlend schöne Melodiebögen in Reinkultur. Das ist alles wunderbar, aber was die CD "Crimson!" natürlich ganz besonders macht, ist die Kombination aus Saxophonquartett und Piano. Gwilym Simcocks ungemein energetisches und swingendes Spiel verleiht der Musik das Extra-Quantum klangliche Dichte und rhythmische Klarheit. Wie eine fein ziselierende Kraft- und Webmaschine treibt er das musikalische Geschehen voran und verbindet alle seine Bestandteile. So entsteht die besondere Qualität dieses lustvoll spielerischen Jazz , der manchmal nach zeitgenössischer Klassik klingt, manchmal nach Funk oder Blues, manchmal auch ein bisschen nach Miss Marple, und auch dann mitreißen kann, wenn man kein ausgesprochener Fan von Saxophonquartetten ist und noch nie zuvor etwas von der Band King Crimson gehört hat.

Delta Saxophone Quartet with Gwilym Simcock: “Crimson!”

Graeme Blevins (Sopransaxofon)
Peter Whyman (Altsaxofon)
Tim Holmes (Tenorsaxofon)
Chris Caldwell (Baritonsaxofon)
Gwilym Simcock (Klavier und Arrangement)
Label: Basho Records

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