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CD - Django Bates' Belovèd "The Study of Touch"

Der 1960 geborene Engländer Django Bates ist ein Überraschungs-Künstler und ein Meister besonders feiner Klänge. Ursprünglich lehnte er die Besetzung Klavier, Bass, Schlagzeug kategorisch ab - denn solche Trios gebe es schon genug. Doch als er dann an der Rhythmic Music Academy von Kopenhagen dem Bassisten Petter Eldh und dem Schlagzeuger Peter Bruun begegnete, änderte er seine Meinung. Gut, dass er das getan hat! Denn das Trio "Belovèd", das er seit nunmehr gut einem Jahrzehnt mit beiden bildet, gehört zu jenen mit einem ganz eigenen Klang.

CD-Cover Django Bates' Belovèd: "The Study of Touch" | Bildquelle: ECM

Bildquelle: ECM

Der CD-Tipp zum Anhören

Jeder Ton überrascht: Immer geht es ein bisschen anders weiter, als man zunächst glaubt. Dieses Hinauszögern von Zielpunkten. Dann dieses Pulsieren und spannende Zeit-Gewinnen. Diese Reihe aus suchenden Einzeltönen, die nicht da endet, wo man es am ehesten erwartet. Dieses Abschreiten eines rätselhaft anderen Raums. "Sadness all the way down", heißt das erste Stück - und man fragt sich: Geht es hier eigentlich abwärts oder aufwärts?

Stilvoll unangepasst

Gewitzt komponierte Gegenläufigkeit. Typisch für diesen Pianisten: den Engländer Django Bates. Dieser Jazzmusiker ist ein stilvoll Unangepasster. Einer, für dessen Musik jede Schublade zu eng ist. Im Sommer jagte er den Beatles-Klassiker "Sgt. Pepper" durch ein quirliges Kaleidoskop von Big-Band-Farben - und hier nun: die strenge Beschränkung auf ein Trio. Klavier, Bass, Schlagzeug. Aber auch das klingt bei ihm anders als sonst.

Hörvergnügen ganz eigener Art

Herrlich sind Bates' Verwirrspiele der Metren und der Tonfolgen: Musik, die manchmal mit sich selber Fangen zu spielen scheint, plötzlich aufspringt, davonflitzt, um die Ecke saust, um sich dann wieder überraschend wegzuducken im Schatten der Aufmerksamkeit. Es ist ein Hörvergnügen ganz eigener Art, voller Witz, Verspieltheit und zugleich mit ganz hohem Grad an klanglicher Kontrolle. Und dann die Namen der Stücke: "We are not lost, we are simply finding our way". Oder auch, in englisch-italienischen Mixtur: "Senza bitterness".

Federleichte Tänze der Töne

Und beim Titelstück, "The study of touch", stehen wunderschöne Worte für ebensolche Töne. Touch heißt Berührung, Kontakt, aber auch Hauch - und natürlich, bezogen auf Instrumente wie das Klavier, auch das Anschlagen der Tasten. Bei Django Bates ist Letzteres eine Kunst des besonderen Feingefühls. Da ist viel mehr von einem Hauch als etwa von einem Hämmern zu spüren - manchmal scheint es, als hätten die Finger des Pianisten gar kein Gewicht. Und es fesselt, wie viele Nuancen der Zartheit die Berührung der Tasten haben kann. Lauter federleichte Tänze der Töne.

Wunderbares Trio

Viel schöner kann Klaviertrio-Musik kaum sein. Und dabei biedert sich diese hier nie an: Es gibt keine Zugeständnisse an Hörer, die es gern ein bisschen bequemer haben, keine Lieblichkeiten. Aber hinreißenden Sinn für Klänge - und das bei Django Bates' beiden Traumpartnern, dem schwedischen Bassisten Petter Eldh und dem dänischen Schlagzeuger Peter Bruun, ganz genauso wie beim Leader des Trios selbst. Drei, die jede noch so subtile Phrase gemeinsam atmen. Nicht umsonst nennt Django Bates, der einst die klassische Klaviertrio-Besetzung verschmähte, dieses Ensemble "Belovèd". Ein zärtliches Wort, das normalerweise für jemanden steht, den man sehr liebt. Und ein treffenderes gibt es wahrscheinlich nicht für dieses wunderbare Trio.

Django Bates' Beloved: "The Study of Touch"

Django Bates (Klavier)
Petter Eldh (Bass)
Peter Bruun (Drums)

Label: ECM

Sendung: "Leporello" am 08. Dezember 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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