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CD - Dorrit Bauerecker "From Inner Cities"

Wenn sich schlichte Melodien ohne Vorwarnung ins Schrille verschieben und Lyrisches von jetzt auf gleich in Wildes kippt, dann geht das entweder total in die Hose - im Sinne von viel gewollt, wenig gekonnt. Oder es wird richtig gut. Auf der Debüt-CD der Pianistin und Akkordeonistin Dorrit Bauerecker jedenfalls funktioniert ein solch breites Spektrum an Stimmungen und Stilen hervorragend.

CD-Cover Pelle Gudmundsen-Holmgreen: "Green Ground" | Bildquelle: Dacapo

Bildquelle: Dacapo

CD-Tipp 07.12.2016

Der CD-Tipp zum Anhören!

"From Inner Cities" ist ein Konzeptalbum mit Musik zeitgenössischer Komponisten aus drei Generationen. Da sind: die weißrussische Komponistin Oxana Omelchuk, die in Köln lebt. Dann der deutsche Komponist, Lyriker und Performance-Künstler Manos Tsangaris und Simon Rummel, Komponist und Klangkünstler. Und im Zentrum steht der amerikanische Komponist Alvin Curran mit seinem Zyklus "Inner Cities", namensstiftend ja auch für die ganze CD.

Akkordeon und elektronisches Zuspiel

Currans Zyklus besteht aus drei Klavierkompositionen und dient als Hintergrundfolie für die Stücke der anderen Komponisten - allesamt geschrieben für Akkordeon, das manchmal noch durch elektronisches Zuspiel ergänzt wird oder um Sinustöne wie in Simon Rummels behutsamer "Melodiestudie".

Abgeschriebenes, Abgelauschtes ...

Jedes Stück auf dieser CD funktioniert für sich allein, und doch gehören sie alle zusammen, beleuchten und bespiegeln sich gegenseitig und entfalten ihre Wirkung erst so richtig in ihrer Kombination. Da gibt es ebenso Volksmusikalisch-inspiriertes wie Kontemplativ-Weggeducktes  - beides vertreten in Oxana Omelchuks "5 Widmungen an die verborgenen Empfänger". In diesem 2013 entstandenen Zyklus zeigt die Komponistin, wie elegant man sich fremdes musikalisches Material aneignen kann, wenn man es denn nur geschickt anstellt. Abgeschriebenes, Abgelauschtes ergänzt um eigene Ideen, kann sich das Ohr hier an Bekanntes hängen.

Episch gedehnt, wellenartig tosend

Dazwischen immer wieder Alvin Currans "Inner Cities". Episch gedehnt, wellenartig tosend oder in stoischen Wiederholungen kreisend - diese Stücke für Toy Piano bzw. herkömmliches Klavier beinhaltenein ganzes Kaleidoskop an Emotionen, gestochen scharf gespielt von Dorrit Bauerecker. Ungezwungene Leichtigkeit und Verspieltheit ist in Currans Musik ebenso vertreten wie subtile Melancholie.

Kratzbürstiges und Versöhnliches

Von lichterloh bis rabenschwarz, von lockerleicht bis starr und zugeknöpft - das Spektrum der Musik auf dieser CD ist enorm. Und man könnte noch ewig so weitermachen. Dorrit Bauerecker kombiniert auf "From Inner Cities" Kratzbürstiges und Versöhnliches. Das pralle Leben, das unseren Kopf jeden Tag in neue Perspektiven schiebt. Die üppige Klangwelt des Akkordeons, die einen als Hörer immer wieder dazu herausfordert den Blickwinkel zu wechseln und sich einzulassen - für "From Inner Cities" muss man seine Ohren weit machen. Und das ist fantastisch.

"From Inner Cities"

Alvin Curran:
"Inner Cities 3"
"Inner Cities 5"
"Inner Cities 9"
Manos Tsangaris:
"Beiläufige Miniaturen: Viscum Album I-VII"
Oxana Omelchuk:
"5 Widmungen an die verborgenen Empfänger"
Simon Rummel:
Melodiestudie

Dorrit Bauerecker (Klavier, Toy Piano, Akkordeon)

Label: Kaleidos

Sendungsthema aus "Leporello" am 21. April 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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