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CD - Elisabeth Jacquet de la Guerre Sinnliche Violinsonaten

Komponistinnen sind selten in der Alten Musik. Doch die Pariserin Elisabeth Jacquet de la Guerre kann es locker mit ihrer männlichen Konkurrenz aufnehmen. Gerade sind ihre meisterhaften Violinsonaten erschienen.

CD-Cover: Elisabeth Jacquet de la Guerre - Sechs Violinsonaten | Bildquelle: © Pan Classics

Bildquelle: © Pan Classics

Der CD-Tipp zum Nachhören

Komponistinnen sind selten zu finden in der Alten Musik. Die bedeutendste Barockkomponistin Frankreichs ist sicherlich die 1665 in Paris geborene Elisabeth Jacquet de la Guerre. Sie entstammt einer Familie von Musikern und Instrumentenbauern und galt als musikalisches Wunderkind. Bereits mit fünf Jahren spielte sie dem französischen Sonnenkönig auf dem Cembalo vor. Ludwig XIV. war von der kleinen Elisabeth so begeistert, dass er sie am Hofe aufnahm und ihr eine aristokratische Erziehung zukommen ließ. Als sie mit 19 Jahren den Pariser Organisten Marin de la Guerre heiratete, musste sie den Hof zwar verlassen, kehrte aber immer wieder zu Konzerten zurück. Und auch alle ihre Kompositionen widmete sie weiterhin ihrem königlichen Förderer. Darunter Cembalosuiten, Triosonaten, geistliche Kantaten und sogar eine Oper.

Violinsonaten von 1707

Doch zu Elisabeth Jacquet de la Guerres wohl schönsten Kompositionen zählen ihre sechs Violinsonaten, die 1707 im Druck erschienen und Meisterstücke dieser noch recht jungen Gattung sind. Die spanische Barockgeigerin Lina Tur Bonet hat diese bemerkenswert modern anmutenden Werke des einstigen Wunderkindes zusammen mit dem Gambisten Patxi Montero und dem Cembalisten Kenneth Weiss eingespielt und beim Label Pan Classics veröffentlicht. Und die Komponistin wird ihre "Sonates pour le violin et pour le clavecin" bei ihren berühmten Hauskonzerten, zu denen "tout Paris" kam, sicherlich auch selbst auf dem Cembalo begleitet haben.

Barocke Frauenpower

Lina Tur Bonet spielt diese sechs Sonaten auf ihrer Barockgeige mit hohem Einfühlungsvermögen und bringt virtuos die vielen Klangfarben zur Geltung. Die Stücke, die durchaus von der italienischen Violinsonate eines Corelli beeinflusst sind, haben dennoch eine ganz eigene Handschrift. Sie leben von starken Tempowechseln, kühnen melodischen Linien und vor allem von ihrer Sinnlichkeit. Elisabeth Jacquet de la Guerres Sonaten haben Charme, Raffinesse und sind von einer kompositorische Reife, die die Konkurrenz ihrer bekannteren Zeitgenossen wie Francois Couperin, Jean-Marie Leclair oder Michel Blavet nicht zu scheuen braucht. Sie ist ihnen ebenbürtig. Ein berückendes Album voller barocker Frauenpower.  

Elisabeth Jacquet de la Guerre - Sechs Violinsonaten

Lina Tur Bonet (Violine), Patxi Montero (Viola da gamba), Kenneth Weiss (Cembalo)
Label: Pan Classics

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 15. Oktober 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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