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CD - Enescu, Ravel, Skalkottas Werke für Violine und Klavier

Junge gute Geiger gibt es viele. Zu ihnen zählt auch der 24jährige Grieche Jonian Ilias Kadesha. Er lebt und studiert derzeit noch in Berlin, hat einige Wettbewerbspreise vorzuweisen, ist international schon gut vernetzt und viel unterwegs. Mit dem Pianisten und Kammermusiker Nicholas Rimmer hat er bereits vor sieben Jahren das erfolgreiche Trio Gaspard gegründet. Jetzt hat Jonian Ilias Kadesha, ebenfalls mit Nicholas Rimmer, seine erste CD aufgenommen.

CD-Cover: Jonian Ilias Kadesha spielt Enescu, Ravel, Skalkottas | Bildquelle: CAvi

Bildquelle: CAvi

Der CD-Tipp zum Anhören

Musik des Komponisten Nikos Skalkottas ist hierzulande nach wie vor nicht oft im Konzert zu erleben, obwohl die Werke des Griechen in den letzten Jahren vermehrt wieder entdeckt und zur Aufführung gebracht wurden. Wie Skalkottas stammt der junge Geiger Jonian Ilias Kadesha aus einer Musikerfamilie. Er hat die Kompositionen seines Landsmannes offensichtlich früh kennen und lieben gelernt. Jedenfalls spielt er sie gerne und immer wieder im Konzert. Und auf seinem Debüt-Album durften sie neben Musik von Georges Enescu und Maurice Ravel auch nicht fehlen.

Packend und impulsiv

Die beiden Kleinen Suiten für Violine und Klavier schrieb Nikos Skalkottas in den letzten drei Lebensjahren vor seinem frühen Tod 1949. Vor allem in den Ecksätzen strotzen beide Werke vor rhythmischer Energie und Virtuosität. Individuelle lyrische Seiten kommen in den langsamen Abschnitten zum Ausdruck. Zu Lebzeiten kaum beachtet, wird Skalkottas nicht zu Unrecht gerne als "vergessener Schüler Schönbergs" bezeichnet. Schönberg schätzte seinen griechischen Meisterschüler, der in den 1920er Jahren in Berlin auch bei Philipp Jarnach und Kurt Weill studierte. Jonian Ilias Kadesha und Nicholas Rimmer spielen beide Suiten packend und impulsiv mit feinem stilistischen Gespür für die Kontraste dieser Musik. Und dass sie diese Duo-Stücke von Skalkottas mit Ravels G-Dur-Violinsonate und seiner Konzertrhapsodie "Tzigane" sowie George Enescus Dritter Violinsonate kombinieren, überzeugt.

Zwingender Zusammenhang im Ablauf

Hörbar beeinflusst von der Musik der Sinti und Roma und ihrem speziellen Geigenton, komponierte George Enescu 1926 seine Dritte Violinsonate "im Charakter der rumänischen Volksmusik". Alle drei Sätze breiten in einer groß angelegten Improvisation ein unglaublich vielfarbiges Mosaik aus, ohne jedoch rumänische Volksmelodien konkret zu zitieren oder nachzubilden. Die Interpreten sind dabei mit äußerst akribischen Tempovorschriften und Vortragszeichen konfrontiert. Das Duo Jonian Ilias Kadesha und Nicholas Rimmer meistert dieses facettenreiche Spiel mit Motiv-Fragmenten, Vierteltönen und eingestreuten Kirchenmelodien scheinbar mühelos. Sie gestalten einen zwingenden Zusammenhang im Ablauf. Das gelingt ihnen auch bei Ravels bekannter, mit Jazz-Elementen durchsetzter Violinsonate. 

Gefühlvoller Klang und schroffe Gegensätze

Enescu, Ravel, Skalkottas: Mit ihrer Sicht auf diese drei Komponistenpersönlichkeiten begeistern Jonian Ilias Kadesha und Nicholas Rimmer. Ihr großes musikalisches Erzählvermögen besticht ebenso wie ihr Ausloten von warmem gefühlvollen Klang und schroffen Gegensätzen. Ein tolles Debüt-Album und eine hervorragende Visitenkarte für das Duo!

Enescu - Ravel - Skalkottas

George Enescu:
Sonate für Klavier und Violine Nr. 3 a-Moll, op. 25
Maurice Ravel:
Sonate für Violine und Klavier G-Dur
"Tzigane" - Rhapsodie für Violine und Klavier
Nikos Skalkottas:
Kleine Suite Nr. 1  AK 51
Kleine Suite Nr. 2  AK 52

Jonian Ilias Kadesha (Violine)
Nicholas Rimmer (Klavier)

Label: CAvi-music

Sendung: "Leporello" am 22. Juni 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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