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CD - Louis Lortie spielt Klavierwerke von Fauré

Sie sind immer noch eine Entdeckung, Gabriel Faurés lange in Vergessenheit geratenen Werke für Klavier, denen seit einigen Jahren wieder eine steigende Aufmerksamkeit zuteil wird. Es waren keine großformatigen Sonaten, die der französische Komponist für Klavier solo schuf, sondern zahlreiche Charakterstücke voller Raffinement. Die erste Folge eines Fauré-Zyklus mit Louis Lortie ist nun erschienen.

CD-Cover: Gabriel Fauré - Klavierwerke | Bildquelle: Chandos

Bildquelle: Chandos

CD Tipp 16.01.2017

Der CD-Tipp zum Anhören

Zauberhaft zart intoniert Louis Lortie die von ihm selbst transkribierte Pavane op. 50, mit der er die erste Folge seiner Auswahl von Klavierstücken Gabriel Faurés beginnt. Der kanadische Pianist hat sein Album mit dem Motto "Après un rêve" überschrieben und tatsächlich umweht diese "Fin de siècle"-Musik etwas traumwandlerisch Schwebendes, ein Oszillieren zwischen ultraromantischen Sehnsuchtsgesten und der floralen Weichheit des Jugendstils. Dieses weite Ausdrucksspektrum lässt Louis Lortie an seinem klangschönen Fazioli-Flügel wunderbar sensibel in feinsten Schattierungen aufblühen. Sehr schön zeigt sich diese an Nuancen so reiche Fauré-Interpretation des Pianisten  auch in der Klavierversion der Suite aus "Pelléas et Mélisande" op. 80, wo er besonders den Einfluss Richard Wagners auf diese zugleich schwelgerische und impressionistisch verhaltene Musik verdeutlicht.

Von romantisch bis konstruktiv

Faurés Oeuvre für Klavier spannt einen weiten stilistischen Bogen von den spätromantischen, noch stark an Chopin orientierten frühen Stücken bis hin zur konstruktiven Kühnheit seines Altersstils. In diese musikalische Vielfalt taucht Louis Lortie geradezu hingebungsvoll ein und malt sie in immer wieder neuen Klangfarben aus. Die späten Préludes op. 103 gehören zu den letzten Klavierstücken Faurés und atmen schon die Luft der Moderne. Besonders die Harmonik ist hier so komplex geworden, dass sich die Abfolge von Akkorden oft nicht mehr aus den Funktionen der traditionellen Tonalität ableiten lässt. Hinzu kommt in einigen Préludes eine extreme, eher an Etüden erinnernde Virtuosität, die bei Lortie aber nie vordergründig auftrumpft, sondern im Dienst eines differenziert gestalteten Zusammenspiels etwa von Melodietragender Stimme und Begleitfiguren steht. Die erste Folge der Einspielung von Klavierwerken Faurés ist dem Pianisten so vielversprechend gelungen, dass man auf die Fortsetzung dieses ambitionierten CD-Projekts schon gespannt sein darf.

Gabriel Fauré: Klavierwerke

Pavane op. 50
Barcarolles Nr. 4, 5, 6 und 7
Nocturnes Nr. 4 und 6
Après un rêve op. 7 Nr. 1
Suite aus "Pelleas et Melisande" op. 80
9 Préludes op. 103

Louis Lortie (Klavier)

Label: Chandos

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