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CD - Fauré-Quartett Pictures at an Exhibition

Es gibt sie in der puristischen Klavierfassung, in einer satten Orchesterversion - und nun auch in kammermusikalischer Besetzung mit dem Fauré-Quartett: So hat man Mussorgskijs "Bilder einer Ausstellung" noch nicht gehört, vor dem inneren Auge so noch nicht gesehen.

CD-Cover Pictures at an Exhibition | Bildquelle: Berlin Classics

Bildquelle: Berlin Classics

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Diese Promenade kennt man. Modest Mussorgskij nimmt einen akustisch mit ins Museum. Bilder von Viktor Hartmann malt er mit Tönen nach. So plastisch, so greifbar, man kriecht förmlich hinein. In das Alte Schloss, fahl und menschen-verlassen, ein Spaß für jedes Gespenst. Man trifft Gnome, so garstig und schauderhaft, dass sich einem der Magen dreht. Erlebt wilde Hexen, deren Besen für einen Ritt durchs Höllenfeuer gemacht ist. Und darf sich dazwischen erholen, durchatmen, in den Tuillerien.

Zwischen puristischer Klavierfassung und sattem Orchesterklang

Man kennt den Spaziergang, die „Bilder einer Ausstellung“, Modest Mussorgskijs berühmten Klavierzyklus. 1874 komponiert, nach seinem Tod fast vergessen und erst durch die Fassung für großes Sinfonieorchester wiederbelebt. Maurice Ravel hat diese Orchesterversion 1922 auf Drängen des amerikanischen Dirigenten Serge Kussevitzkij erarbeitet, hat die Klaviertöne auf viele Instrumente verteilt, und damit den klingenden Bildern mehr Farbe, mehr Varianz, mehr Prägnanz und Ausdruck verliehen.

Die Puristen stehen auf die Klavierfassung, die In-Farbe-Träumer auf die satte Orchesterversion. Neben schwarz-weiß und bunt gibt es für alle Ausstellungsfans jetzt eine dritte Variante – für Klavierquartett. Arrangiert von den beiden Pianisten Grigory Gruzman und Dirk Mommertz, letzterer Teil des seit 20 Jahren renommierten Fauré-Quartetts und damit auch Teil dieser neuen Einspielung.

Man kennt sie, die „Bilder einer Ausstellung“, und hat sie trotzdem so noch nicht gehört, vor dem inneren Auge so noch nicht gesehen. Die Kombination aus Klavier und drei Streichern – Geige, Bratsche und Cello – wirkt. Wie wenn einer nachgemalt, Farbe erneuert und Details akzentuiert hätte. Drei Streicher komplett ohne Vibrato lassen zum Beispiel das „Alte Schloss“ auf eine Art verfallen, dass es einen bei 35 Grad schauert. Krasse Pizzicati und kantige Akzente nah am Frosch gestrichen machen den Gnom und die Hexe Baba Jaga zu Gestalten, denen man weder bei Tag noch bei Nacht begegnen möchte.

Brillante Kammermusiker

Das geschickte und pfiffige Arrangement von Mussorgskijs Klavierzyklus für zusätzlich drei Streichinstrumente ist das eine. Es braucht dann aber auch das Ensemble, das den ursprünglichen Klavierpart homogen mit den Streicherakzenten verknüpft. Das geschickt changiert, zwischen eigentlicher Bildstruktur und Farbtupfer an der Oberfläche. Das aus vier Instrumenten Klangfarben mischt und erschafft, die Viktor Hartmanns Bilder in unserer Fantasie noch plastischer werden lassen. All das kann das Fauré-Quartett – brillante Kammermusiker, die sich blind verstehen und uns mitnehmen, entführen. Auf eine Promenade und in eine altbekannte Ausstellung, von der wir dachten, wir hätten eigentlich schon alles gesehen. So kann man sich täuschen.

Fauré Qartett: Pictures at an Exhibition

Bearbeitungen für Klavierquartett
Sergej Rachmaninow: Etudes-Tableaux
Modest Mussorgskij: Bilder einer Ausstellung

Fauré-Quartett

Label: Berlin Classics

Sendung: "Piazza" am 25. August 2018, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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