Bildquelle: Oehms Classics
Das Kostprobe vom 22. März 2015
Jazz and Renaissance from Italy to Brazil
Es ist ein ungewöhnlicher Kontext, in dem man die einstige "Königin der Instrumente" hier erleben kann. Schon rein äußerlich kommt die Laute - mit Darmseiten bespannt und perfektioniert mit den technischen Möglichkeiten des vorindustriellen Zeitalters - so ganz anders daher, als das messingglänzende, kraftstrotzende Saxophon. Auch die Musik, die man mit beiden Instrumenten verbindet, könnte unterschiedlicher nicht sein. "Flow" haben der Lautenspieler Axel Wolf und Jazz-Saxophonist Hugo Siegmeth ihre gemeinsame CD genannt. Die eingespielten Stücke sind zur Hälfte Jazz-Standards; die andere Hälfte steuern Komponisten des Barock und der Renaissance bei.
Auch die Werke der alten Meister werden zur Vorlage für jazzige Improvisationen: von John Dowland, Claudio Monteverdi und Giovanni Girolamo Kapsberger geht die Reise bis zu Miles Davis, George Gershwin oder Charlie Parker. Verblüffend ist bei diesem Projekt, wie sicher sich der Alte Musik-Routinier Axel Wolf im Vokabular des Jazz zurechtfindet. Und das, obwohl er seine verschiedenen Lauteninstrumente ganz im Sinne der historischen Spielweise handhabt. Dass hier ein Instrument spielt, dass außerhalb der Alten Musik kaum zur Anwendung kommt, fällt zunächst einmal gar nicht auf, so sinnfällig ist die klangliche wie musikalische Wirkung.
Bemerkenswert ist es auch, wie Hugo Siegmeth ganz unbemüht das Kunststück vollbringt, die fragilen Töne der Laute nicht einfach an den Rand zu drängen und einfühlsam auf seinen Partner einzugehen - die Liaison der zwei ungleichen Instrumente entpuppt sich als ungemein stimmig und stimmungsvoll. Das ist Musik vom Feinsten, abseits von allen Klischeevorstellungen und Schubladen-Hören.