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CD - Gerard Guse "Allotropes"

Ein Musiker, der aus Deutschland stammt, in Barcelona gewachsen ist, dort auch Musik studiert hat - und seit einigen Jahren auf Ibiza lebt. Dort lernte er den berühmten Jazzpianisten Joachim Kühn kennen, der ebenfalls auf der Baleareninsel wohnt. Sie tauschten sich musikalisch aus - und in Kühns Studio auf Ibiza entstanden die Aufnahmen für diese CD, für die Joachim Kühn auch als Produzent verantwortlich zeichnet.

CD-Cover Gerard Guse: "Allotropes" | Bildquelle: HipJazz

Bildquelle: HipJazz

Der CD-Tipp zum Anhören

Schön klingt sie. Klar, und ergreifend. Sie weiß, wie man bezirzt. Wie man Ohren für sich einnimmt. Ihnen schmeichelt, ohne sich anzubiedern. Die Rede ist von Ottilie. Und Ottilie ist das Instrument. So nennt der Gitarrist Gérard Guse seine Gitarre. Es ist der moderne Nachbau einer alten Gitarre, die einst Guses Großmutter gehörte. Deshalb brauchte sie einen Namen. Und deshalb geht dieser Musiker auch besonders innig mit ihr um. Das spürt man gleich bei den ersten Tönen - und auf durchweg allen Stücken dieser CD. Guse spielt nicht einfach nur, sondern er bringt die Gitarre zum Erzählen.

Auf faszinierende Art in sich geschlossen

Ein Stück aus der Feder von Saxophonist Ornette Coleman lieh seiner ersten Solo-CD den Titel: "Allotropes". Dieses Wort bezeichnet unterschiedliche Erscheinungsformen ein- und desselben chemischen Elements. Das ist fast, als würde man von Musik reden: Ein und derselbe Stoff in unterschiedlichen Gestalten - das passt gerade auf den Jazz. Und: Es passt besonders gut auf diese Musik. Denn die nimmt sehr unterschiedliche Formen an - und ist doch auf faszinierende Art in sich geschlossen.

Eruptiv, kantig, zärtlich

Eruptiv und kantig, aber auch sehr zärtlich kann diese Gitarre klingen. Lyrisch und ganz fein in den Nuancen. Wie nach oben gezogene, bluesige Töne sich einfügen, ohne nach Effekt zu klingen, wie die Melodie in die Akkordstrukturen eingeflochten ist. Wie die Harmonien wandern und doch immer wieder ihr Zentrum finden: Ungewöhnlich schön ist das etwa im Schluss-Stück "Sasha".

Eine spannende Entdeckung

Musik mit vielen Farben. Zwölf Stücke lang immer nur solo auf derselben Gitarre. Alles ohne elektrische Verstärkung, ohne Loops, ohne Zusatz-Effekte. Gitarre ganz pur. Und doch von Track zu Track stets überraschend. Der Pianist Joachim Kühn hat Gerard Guses Musik in seinem Studio aufgenommen und diese Musik auf den Weg gebracht. Mit einem der Stücke verneigt sich Guse vor Kühn: "Because of Mouloud" heißt es, eine von Joachim Kühns Kompositionen. Sehr vertrackt zu spielen auf einer Gitarre. Aber die Musik groovt. Und entfaltet - wie durchweg alle Stücke auf dieser CD - einen ganz eigenen Sound: den beachtlichen Sound von Gérard Guse samt seinem Instrument. Zwei Wandelbare mit sehr solidem musikalischen Kern. Für mich eine spannende Entdeckung.

Gerard Guse: "Allotropes"

Gerard Guse (Akustische Gitarre)

Label: HipJazz

Sendung: "Leporello" am 03. November 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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