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CD - Roberto Prosseda Klaviermusik von Charles Gounod

Im Juni dieses Jahres feiert die Musikwelt den 200. Geburtstag eines Komponisten, der gerne auf wenige populäre Werke reduziert wird, auf seine Oper "Faust" und sein berühmtes "Ave Maria". Die Rede ist vom französischen Komponisten Charles Gounod. Das runde Komponistenjubiläum hat vermutlich auch das Label Decca veranlasst, eine CD des italienischen Pianisten Roberto Prosseda mit nahezu unbekannter Klaviermusik von Gounod herauszubringen.

CD-Cover: Klaviermusik von Charles Gounod | Bildquelle: © Decca

Bildquelle: © Decca

Der CD-Tipp zum anhören

Das berühmte "Ave Maria" ist bis heute ein Hit. Immer wieder wird es mit verschiedensten Instrumenten zum Besten gegeben, oft rührselig und sentimental. Komponiert hat es der Franzose Charles Gounod in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf das erste Klavierpräludium seines verehrten deutschen Kollegen Johann Sebastian Bach setzte Gounod eine neue Melodie, die er mit den Worten des "Ave Maria" unterlegte. Dass diese "Petitesse" schließlich so populär wurde, hat Gounods Ruf und Image in Komponisten- und Kritikerkreisen eher geschadet. So gilt Gounod bis heute als bekannter Unbekannter oder immer wieder gründlich missverstandener Tonsetzer. Was den französischen Komponisten jedoch unüberhörbar auszeichnet und auch seine Klaviermusik prägt, ist sein melodischer Ideenreichtum.

Bisher unveröffentlichte Sonate

Kein Wunder, dass Gounod vor allem der menschlichen Stimme zugewandt war und damit der Oper. Sein umfangreiches Schaffen für die Bühne wird vor allem von einem Bestseller überstrahlt, seiner "Faust"-Oper. Wenig bekannt ist, dass er auch für das Klavier rund 40 Werke geschrieben hat. Einige blieben unveröffentlicht, darunter auch die vierhändige Sonate, die Roberto Prosseda mit seinem Pianistenkollegen Enrico Pompili nun erstmals eingespielt hat. Gounod komponierte sie im Alter von 21 Jahren, in jenem Jahr 1839 als er mit dem renommierten Grand Prix de Rome ausgezeichnet wurde. Man hört, dass der junge Komponist einige Vorgänger gut kannte, etwa Beethoven, Cerny oder auch Schubert.

Hommage an Mendelssohn

Der italienische Pianist und Pedalflügel-Kenner Roberto Prosseda spielt bei diesem Gounod-Album auf einem modernen Fazioli. Eine gute Entscheidung! Der Flügel klingt warm, etwas weniger brillant als mancher Steinway. Und das kommt den Gounod-Stücken sehr entgegen, zumal Prosseda wunderbar klar artikuliert.
Neben der vierhändigen Sonate hat Prosseda sieben romantische Charakterstücke ausgewählt, darunter Stückfolgen wie etwa sechs Präludien und Fugen und Lieder ohne Worte. Nicht nur dieser Titel ist eine Hommage an Felix Mendelssohn Bartholdy und sein gleichnamiges Werk. Auch die lyrische Ausgestaltung und die Referenzen an Bachs Fugenwerke erinnern an Mendelssohn. Vielleicht war Gounods Begegnung mit Fanny inspirierend, denn die Schwester des Komponisten machte Gounod mit Bachs Wohltemperiertem Klavier bekannt und zugleich mit Stücken ihres Bruders. Alles in allem wirft diese Edition einen interessanten Blick auf eine unbekannte Facette des Komponisten Gounod. Das lohnt sich über den runden Geburtstag hinaus!

Charles Gounod - Klaviermusik

Sonate für Klavier 4-händig
Sechs Lieder ohne Worte
Sechs Präludien und Fugen
Marche Funebre d'une Marionette
Méditation sur le premier prélude de Bach ("Ave Maria"); La Veneziana (Barcarolle); Impromptu; Souvenance (Nocturne)

Roberto Prosseda, Enrico Pompili, Klavier

Label: DECCA

Sendung: "Leporello" am 14. Mai 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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